Französische Waffen in Libyen

Angriff auf Tripolis

Seite 2 – Saudi-Arabiens Mann

Dann kam heraus, dass Frankreich für den Transfer der Waffen verantwortlich gewesen war. Die GNA verlangte daraufhin am 11. Juli »dringend ­Erklärungen« von der französischen Regierung. Einen Tag später erklärte diese, die Waffen hätten sich in den Händen französischer Spezialein­heiten befunden, die in Libyen den »Islamischen Staat« (IS) bekämpft hätten. Der IS hatte sich Mitte des Jahrzehnts vorübergehend in Syrte an der Mittelmeerküste festgesetzt, er wurde jedoch militärisch besiegt und 2016 von dort vertrieben. Für Kampfeinsätze der französischen Armee gegen den IS gibt es derzeit in Libyen keinen Anlass.

Am Sieg über den IS dort hatte die »Brigade 166« von Misrata einen maßgeblichen Anteil, auch wenn dieser Erfolg nachträglich oft fälschlicherweise Haftar zugeschrieben wird. Sie ist eine der nunmehr der westlibyschen Regierung dienenden, teilweise aber nicht von ihr kontrollierten Milizen.

Der General und spätere Marschall Haftar nahm seinen politisch-militärischen Aufschwung vor allem ab 2014 in der ostlibyschen Metropole Bengasi, wo er zunächst die salafistische Kombattantengruppe Ansar al-Sharia (Anhänger der Sharia) bekämpfte, später auch regionalistische Separatisten in der ostlibyschen Kyrenaika. Im Kampf gegen den IS war er hingegen nicht der wichtigste Akteur. In den vergangenen Monaten wurde Haftar vor allem von Saudi-Arabien – dem Regime sowie der dort verbreiteten salafistischen Strömung der Madhkalisten –, den übrigen Golfstaaten mit Ausnahme von Katar sowie Ägypten unterstützt.

Die Gegenseite, die GNA, wird seit Langem von der Türkei und Katar unterstützt. Nach dem Sturz des Diktators Muammar al-Gaddafi hatten in Libyen am 25. Juni 2014 Parlamentswahlen stattgefunden. Allerdings konkurrierten zwei siegreiche Lager, die Wahlen wurden gerichtlich annulliert und es entstanden zwei rivalisierende Regierungen und Parlamente – eines mit Sitz in Tripolis, das andere im östlichen Tobruk. In Westlibyen herrschte eine Koalition aus Muslimbrüdern, sonstigen Islamisten und ihnen nahestehenden Milizen. Die bürgerlich-nationalistische Regierung in Tobruk wiederum heuerte den ab 2013/2014 bereits erstarkten Haftar als ihren Militärchef an. Infolge einer unter internationaler Vermittlung im Dezember 2015 im marokkanischen Shkirat getroffenen Vereinbarung trat die westlibysche Regierung unter Khalifa al-Ghawil ab. Ende März 2016 nahm die von der UN eingesetzte GNA unter Sarraj ihre Amtsgeschäfte auf. Die ostlibysche Regierung in Tobruk erhielt ihre Strukturen jedoch aufrecht, seit kurzem ist sie nun in Bengasi ansässig.