Warum Megan Rapinoe gegen Trump ballert

Captain America

Seite 3 – Sie tut, was sie möchte

Sie könne die Tätowierungen rationalisieren und nachvollziehen, dass Brian damals versuchte, im Knast zu überleben, und gleichzeitig auf der Suche nach Identität gewesen sei, sagte Megan Rapinoe einmal, gleichzeitig finde sie die Tattoos »abscheulich«. Ihre Mutter erklärte, die Mitgliedschaft in der Nazi-Gang entspräche exakt dem Gegenteil der Grundüberzeugung der restlichen Familie. Die Hälfte seiner insgesamt 16 Jahre in Gefängnissen verbrachte Brian in Einzelhaft. Die Spiele seiner Schwester bei den Fußballweltmeisterschaften 2011, 2015 und 2019 konnte er nicht zu Hause vor dem Fernseher, geschweige denn live im Stadion sehen, 2011 war er in Haft, 2015 in Einzelhaft und 2019 in einer Bewährungsmaßnahme – er holt dort seinen Schulabschluss nach. Die Nazi-Tätowierungen hat er inzwischen entfernen oder überstechen lassen.

Colin Kaepernick kniete 2016 aus Protest gegen Rassismus, statt sich zur Nationalhymne zu erheben. Drei Tage später wiederholte Rapinoe die Geste.

Auch seine Schwester Megan habe Anteil daran gehabt, wie er vor kurzem in einem Interview sagte. Im Juni 2012 – im Jahr zuvor war das US-Team Vizeweltmeister geworden und Megan ein Fußballstar – hatte sie das getan, was sich schwule Fußballspieler bis heute nur sehr selten trauen. Megan outete sich als lesbisch und teilte mit, dass sie schon seit 2009 mit der australischen Kickerin Sarah Walsh zusammen sei. Mit ihrer heutigen Partnerin Suzanne Bird, die bei Seattle Storm sowie in der US-Frauennationalmannschaft Basketball spielt, wurde sie 2018 als erstes gleichgeschlechtliches Paar auf der Titelseite des Sportmagazins The Body Issue abgebildet.

Ihre Fans lieben Rapinoe nicht nur für ihr fußballerisches Können, sondern auch dafür, dass sie tut, was sie möchte, und das ist oft genug das, was getan werden muss, um beispielsweise Alt-Right-Anhängern zu zeigen, dass sie eben keine Mehrheit repräsentieren. Am 1. September 2016 kniete in San Diego der American-Football-Spieler Colin Kaepernick aus Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt, statt sich vor dem Spiel zur Nationalhymne zu erheben. Drei Tage später wiederholte Rapinoe die Geste vor einem Spiel ihres Teams Seattle Reign gegen die Red Stars. Wie sie später sagte, tat sie das als »zustimmendes Kopfnicken an Kaepernick« und »sehr absichtlich«.