Geflüchtete in Paris

Protest der Papierlosen

Seite 6 – Arbeitskräfte für miese Jobs 
Reportage Von

»Die Arbeitgeber brauchen die sans papiers, denn es gibt zu wenige Arbeitskräfte im Reinigungssektor, auf dem Bau, in der Gastronomie sowie in der Alten- und Krankenpflege. Die Fran­zosen wollen diese harte und schlecht bezahlte Arbeit nicht machen«, sagt Achour. Sie berichtet von einem Bauarbeiter, der selbst bei 40 Grad Celsius im Schatten auf einem Dach arbeiten musste. Er habe sich dem Arbeitgeber beugen müssen, da er keine Papiere gehabt habe.

Das Arbeitsministerium ist eher liberal eingestellt und bereit, Arbeits­genehmigungen zu erteilen. Die dem Innenministerium unterstellte Polizeipräfektur ist aber für die Erteilung jeglicher Aufenthaltstitel zuständig und verweigert diese meist. »Deswegen wollen wir mit dem Innenminister nicht mehr verhandeln, denn da kommen wir nicht weiter«, sagt Achour.

Als sie 2002 aus Algerien nach Paris gekommen sei, habe sie auch keine Papiere gehabt. »Als ich 2004 in das Büro von Droits devant gekommen bin, habe ich hier andere Kabylen kennengelernt und mich mit ihnen an­gefreundet. Hier habe ich mich wohl gefühlt und bin jeden Tag hierhin gekommen, auch wenn es nichts zu tun gab. Es war einer der wenigen Orte, an denen ich mich sicher gefühlt habe, da ich ja keine Papiere hatte. Auf der Straße hatte ich ständig Angst, verhaftet zu werden«, so Achour. Sie versuchte, ­herauszufinden, wie sie ihre Situation legalisieren könnte. Zunächst wusste sie nicht, welche Bedingungen sie dafür erfüllen musste. Mit einem Rechts­anwalt gelang es ihr schließlich 2007, eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Später wurde sie feste Mitarbeiterin bei Droits devant und ist seitdem für Notfälle zuständig, die sie rund um die Uhr mit dem Nottelefon betreut.