Rassistische Hetzjagd in der DDR

Eine Stadt deckt ihre Täter

Seite 3 – Täter prahlen im Netz

Trotz des durch die Stasi-Akten belegten politischen Motivs für die da­malige Verfahrenseinstellung und des Umstands, dass für eine Mord­ermittlung nicht erst die vollendete Tat, sondern bereits der Versuch ausreicht, vertraut die Staatsanwaltschaft in Halle de facto auf die moralische ­Integrität der DDR-Behörden, indem sie schlussfolgert, »dass zu keiner Zeit von einem Tötungsvorgang oder einer sonstigen Gewalteinwirkung« aus­gegangen werden könne.

Obwohl der Staatsanwaltschaft und der Landes­regierung die Namen der Tatverdächtigen aus den DDR-Unterlagen bekannt sind, haben diese nichts zu befürchten. Nach Recherchen des MDR rühmen sich damalige mutmaßliche Täter heutzutage im Internet mit ihren damaligen Taten. Die »Initiative 12. August« hat einige dieser Äußerungen auf ihrer Website gesammelt: »Die sahen etwas zerbeult aus«, heißt es da über die ­Opfer der Hetzjagd, oder: »Wer sich nicht benehmen kann, muss sich nicht wundern wenn er aufs Maul kriegt.«

Angesichts dieser Ungereimtheiten hat die sachsen-anhaltinische Landtagsabgeordnete Henriette Quade (Linkspartei) vergangene Woche Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet.