über Linke, die bundesweit mit Judenhassern aufmarschieren

Mörderisches Klima

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Wenn es auf dem Tempelberg in Jerusalem zu Ausschreitungen von Palästinensern gegen israelische Sicherheitskräfte und Steinwürfen auf Juden kommt, die Hamas israelische Städte mit Raketen beschießt und die israelische Luftwaffe daraufhin Stellungen und Terroristen der Hamas im Gaza-Streifen unschädlich macht, geschieht verlässlich immer das Gleiche: Es kommt zu Aufmärschen von Israelhassern mit vornehmlich ­islamistischem Hintergrund, während sich Linke verschiedener Organisationen und Strömungen mit Stellungnahmen an der Dämonisierung des jüdischen Staates beteiligen. Das ist diesmal nicht anders.

Die Parole »Kindermörder Israel«, eine modernisierte Variante der alten antijüdischen Ritualmordlegende, fehlt auf kaum ­einer Kundgebung gegen den jüdischen Staat, dasselbe gilt für die Plakate mit der Parole »Stoppt den Holocaust in Gaza«, eine Relativierung der Shoah, die Täter zu Opfern und Opfer zu Tätern erklärt. In Berlin brüllten antiisraelische Demonstranten »Intifada bis zum Sieg«, forderten also die Vernichtung Israels, genauso wie diejenigen, die auf den zahlreichen Kundgebungen in deutschen Städten am Wochenende nach einem »Palästina vom Fluss bis zum Mittelmeer« verlangten. In Köln priesen Kundgebungsteilnehmer den Anführer der Qassam-Brigaden der Hamas und wünschten sich von ihm »Raketen auf Tel Aviv«. Für die »Tagesschau« waren das allen Ernstes »Demons­trationen gegen die Eskalation im Nahen Osten«.

Auch die Klimaschützerin Greta Thunberg, die sich bislang nicht mit Stellungnahmen zu Kriegen oder Krisen hervorgetan hatte, meinte, sich äußern zu müssen. Sie teilte einen Tweet der kanadischen Autorin und BDS-Aktivistin Naomi Klein, der dazu aufrief, gegen israelische »Kriegsverbrechen« aktiv zu werden. Es sei »niederschmetternd, die Entwicklungen in Jerusalem und Gaza zu verfolgen«. Die internationale Klimabe­wegung Fridays for Future verbreitete auf ihrem Instagram-Account einen BDS-Aufruf, zu dem eine Karte gehörte, auf der Israel nicht mehr existiert.

Die populäre demokratische US-Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez twitterte unterdessen: »Apartheidstaaten sind keine Demokratien« – damit war Israel gemeint. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bundestag, Rolf Mützenich, ließ der pflichtschuldigen Verurteilung der Anschläge auf Synagogen wie in Bonn die Aufforderung an die israelische Regierung folgen, die Waffen ruhen zu lassen. So, als trüge Israel eine Schuld daran, dass Judenhasser in Deutschland jüdische Einrichtungen angreifen.

Israelbezogener Antisemitismus wird in der Linken immer noch vielfach ignoriert, verharmlost, rationalisiert, wegdefiniert. Und wie sehr man sich über offenen Hass gegen Juden empört, hängt stark davon ab, wer ihn äußert. Hätten in Gel­senkirchen 180 Neonazis in Sichtweite der Synagoge »Scheißjuden« gegrölt, wäre der Aufschrei groß gewesen. Wenn 180 muslimische Antisemiten die Hassparole brüllen, sorgt dies offenkundig nur kurz für Entsetzen. Denn aus Angst davor, dem rechten Geschwätz vom »importierten Antisemitismus« Nahrung zu geben, belassen es Politik und Medien gern bei allgemeinen Mahnungen. Dabei wäre es gerade geboten, die großen Gemein­samkeiten der Antisemiten jeglicher Couleur und Herkunft hervorzuheben