Die Vorwürfe gegen Annalena ­Baerbock und der US-Wahlkampf 2016

Ein unpassender Vergleich

Wie politische Gegner und Medien mit der grünen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock umgehen, erinnert an die vorvergangenen US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen. Die Unterschiede überwiegen jedoch.

Gibt es in Bezug auf die Art, wie die Medien und die politische Konkurrenz mit der grünen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock umgehen, Parallelen zum US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2016? Dieser Frage ging der Journalist Georg Diez Anfang des Monats auf Twitter nach. Die New York Times und andere US-amerikanische Medien hätten, so Diez, inzwischen »verstanden und zum Teil eingestanden«, dass sie »damals die falschen Akzente« setzten, aus »Nebensächlichkeiten« wie den E-Mails der demokratischen Kandidatin Hillary Clinton »ein Dauerthema« machten und »damit wirklich relevante Themen zu wenig« beachteten. Ähnliches geschehe nun im deutschen Wahlkampf: Baerbock würden »immer seltsamere Petitessen« angelastet. Dabei seien die Kandidaten von Union und SPD mutmaßlich in »massive Skandale« verwickelt.

Baerbock schien zum Zeitgeist zu passen – umso überraschender war es, dass sie und ihre Partei auf die ab Mitte Mai einsetzenden Debatten immer weniger souverän reagierten.

Der Politologe Floris Biskamp von der Universität Tübingen sagt im Gespräch mit der Jungle World, man dür­fe »die Analogien mit den USA 2016 nicht überstrapazieren«. Er finde es zwar »bemerkenswert«, wie bei Baerbock gerade jene Kritik verfangen habe, die sich als »inhaltsfern« auszeichne. Dennoch gebe es substantielle Unterschiede sowohl zwischen den Kandidatinnen Baerbock 2021 und Clinton 2016 als auch zwischen den jeweiligen gesellschaftlichen Umständen der Wahlen. Clinton und ihr Konkurrent Donald Trump hätten gesellschaftliche Gegensätze personifiziert, während sowohl Baerbock als auch Armin Laschet, der Kanzlerkandidat der Unionsparteien, als »Pragmatiker« gälten und sich damit in gewisser Hinsicht ähnelten.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::