Nach der Wahl ist vor der Wahl

Von wegen Norwegen

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Nun endete die Bundestagswahl also ungefähr so, wie sie begonnen hatte, nämlich mit viel schlechter Laune, allerdings ohne nennenswerte Häme. Zumindest auf Twitter, wo es wohl noch ein paar Tage dauern wird, bis sich die Fans der einzelnen Parteien vom großen Schock darüber erholen, dass irgendwie doch alles ganz anders gekommen ist, als es laut ihrer Bubble aussah. Konnte auch wirklich niemand ahnen, dass es außerhalb der Blase, in der man sich so schön einig darüber war, wer ins Kanzleramt einzieht und wer mitregieren darf, Menschen gab, die anders dachten. Und anders abstimmten, obwohl man sie doch in mehreren Tweets energisch darauf hingewiesen hatte, dies zu unterlassen. Bis es eine neue Regierung gibt, wird es allerdings wohl noch ein Weilchen dauern. Zeit also für eine Pause und für interessante Dinge, wie das Ende der coronabedingten Beschränkungen der Gastronomie in Norwegen am letzten Samstag. Hmmm, hatte man sich dort wohl gedacht, wenn wir die große Freiheit um Mitternacht ausrufen, dann ist das schlecht, weil die Leute anschließend ewig trinken und feiern und kein Ende finden, also tun wir das nachmittags, sagen wir um 16 Uhr. Und so geschah es dann auch und alle freuten sich schon tagelang vor und die Zeitungen brachten Countdown-Uhren, sicherheitshalber, könnte ja sein, dass irgendjemand das Partymachen vergisst – und dann war es so weit. Es folgte riesige Freude, aber früh ins Bett, wie von der ­abgewählten Regierung intendiert, ging natürlich kaum jemand. Mancherorts wurde bis in den Morgen hinein gefeiert, ein paar Leute fielen zwischendurch um, andere kloppten sich, wie das halt so ist in langen Nächten, aber wirklich Schlimmes ist nicht passiert. In Norwegen hat man übrigens schon vor Wochen damit begonnen, auch Menschen unter 18 zu impfen – mittlerweile sind dort mehr Leute voll geimpft als in Deutschland.