Donald Trumps neue Plattform Truth Social kommt nur schwer in die Gänge

Twitter, Truths und Tyrannei

Nach der Stürmung des Kapitols in Washington, D.C., im Januar 2021 verbannten diverse soziale Medien Donald Trump von ihren Plattformen. Der ehemalige US-Präsident gründete daraufhin sein eigenes Konkurrenzprojekt: Truth Social. Es soll eigenen Angaben zufolge frei sein von jeglicher Zensur und »offen für alle politischen Ideologien«. Bis vor kurzem nutzte Trump es nicht einmal selbst.

Donald Trump plapperte während seiner Amtszeit als US-Präsident auf Twitter, wo ihm mehr als 80 Millionen User folgten, fast pausenlos. Doch im vergangenen Jahr wurde sein Konto wegen Gewaltaufrufen gesperrt. Ein eigenes soziales Medium sollte ihm wieder eine Stimme im Internet verschaffen – diesmal ohne die Option eines Eingriffs von außen. Das offizielle Motto seiner neuen Plattform lautet »Follow the Truth«.

»Ich habe Truth Social gegründet, um mich gegen die Tyrannei von Big Tech zu wehren«, sagte Trump im Oktober 2021, zehn Monate nachdem er dauerhaft von Twitter gesperrt worden war. Die Plattform sollte laut Trump eine Alternative zu den etablierten ­Internetunternehmen sein, die gegen ihn und andere Konservative voreingenommen seien.

Doch der neue Microblogging-Dienst, bei dem Posts »truths«, also Wahrheiten, heißen, kommt nur schleppend in die Gänge. Ende März lag die Zahl der täglich aktiven User Berichten zufolge bei rund 500.000; bei Twitter sind es etwa 217 Millionen. Und das, obwohl die Trump Media & Technology Group, das Unternehmen hinter Truth Social, kühn behauptet hatte, es werde nicht nur anderen sozialen Medien Konkurrenz machen, sondern auch »Amazon, Apple, Netflix und Google«. Ein eigener Streamingdienst soll ebenfalls in Planung sein.

Nachdem Truth Social Ende Februar 2022 in den USA den Betrieb aufnahm, war es in Trumps Account zunächst still geblieben. Erstmals meldete er sich im April 2022 zu Wort. »Ich bin zurück! #Covfefe«, postete er in Großbuchstaben – eine Anspielung auf einen bizarren und noch immer rätselhaften Tweet, den er 2017 abgesetzt hatte und das offenbar durch Tippfehler entstandene Unwort »Covfefe« ent­hielt. Seither hat Trump mehrere Dutzend »Truths« und »Retruths« (entsprechen Tweets Retweets auf Twitter) gepostet. Und die Zugriffszahlen steigen.

In Deutschland ist Truth Social bislang noch nicht verfügbar. In den USA gibt es die App im Apple Store und seit dem 19. Mai als Android-App, die Zugriffe auch über den PC erlaubt.

Trotz der Anlaufprobleme sind die Ambitionen der Betreiber riesig. Die Trump Media & Technology Group, die im vorigen Jahr von sich sagte, sie werde ein »Medienmachtzentrum« werden, präsentierte Truth Social als Kernstück einer Strategie, dem entgegenzuwirken, was der ehemalige US-Präsident als »fake news media« bezeichnet.

Trumps Anhängerinnen und Anhänger sind offenbar die Hauptzielgruppe der neuen Plattform. Neben Menschen, die putzige Tierbilder posten, tummeln sich auf Truth Social rechte Politikerinnen, Verschwörungsideologen und Antifeministen. Es gibt einige rechte B-Promis, die aus anderen US-Medien bekannt sind, wie die Radio- und Fernsehmoderatoren Dan Bongino, mit Sean Hannity aber auch einen der einflussreichsten politischen Kommentatoren des Landes. Sogar Kyle Rittenhouse, der im August 2020 bei einer Black-Lives-Matter-Demonstration zwei Menschen erschoss und später freigesprochen wurde, weil er aus Notwehr gehandelt habe, besitzt ein Truth-Social-Profil.