Weitere Rücktritte aus Protest gegen den Antisemitismus auf der Documenta fifteen

Das bisschen Antisemitismus

Wegen des Antisemitismusskandals auf der Documenta gibt es eine Reihe von Demissionen aus Protest. Die Leiterin der Kunstschau ist dagegen immer noch im Amt. Das zeigt, wie gleichgültig den Verantwortlichen die Kritik vor allem von jüdischer Seite ist.
Kommentar Von

Zuletzt gab es gleich mehrere Rücktritte und Rückzüge, die mit dem Antisemitismusskandal auf der Documenta fifteen zusammen­hängen: Der in Hannover lebende Juraprofessor Ulrich Haltern etwa räumte seinen Platz in der Jury des Niedersächsischen Staatspreises. Der Grund: Ministerpräsident Stephan Weil wollte dessen Forderung nicht nachkommen, die Documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann aus diesem Gremium abzuberufen, das die höchste Auszeichnung des Landes Niedersachsen vergibt. Dabei habe Schormann gezeigt, »dass sie entweder die Dimension der Ereignisse nicht verstanden hat oder sich der persönlichen Verantwortung hierfür entziehen will«, sagte Haltern. Beides sei ebenso wenig akzeptabel wie ihre »relativierenden Verweise auf künstlerische Freiheit und postkoloniale Problemlagen«.

Auch Meron Mendel trat zurück von seiner Funktion als Berater Schormanns. Der Leiter der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank sagte dem Spiegel und der Süddeutschen Zeitung, er habe zwei Wochen lang vergeblich versucht, die Documenta-Leiterin zu erreichen, obwohl diese ihn ursprünglich selbst um Unterstützung bei der Aufarbeitung des Skandals um mehrere antisemitische Ausstellungsstücke gebeten habe. Seine Ideen, Bitten und Vorschläge seien jedoch ignoriert oder auf die lange Bank geschoben worden. »Mir drängt sich der Eindruck auf, dass hier auf Zeit gespielt werden sollte, bis die Documenta vorüber ist«, so Mendel.

Schließlich trat auch die prominente Künstlerin Hito Steyerl den Rückzug von der Kunstschau an. In einer Mail an das Documenta-Team bat sie darum, »meine Arbeit abzubauen, die Projektoren abzuschalten, die Pflanzen zu retten und alle Beschilderungen zu entfernen«. Den Organisatoren warf Steyerl vor, keine Verantwortung für die antisemitischen Inhalte auf der Documenta zu übernehmen, Angebote zur Vermittlung auszuschlagen und sich einer umfassenden Debatte zu verweigern. Auslöser für ihren Schritt, so Steyerl, sei der Rücktritt von Mendel gewesen.

Noch kein Abonnement?

Um diesen Inhalt zu lesen, wird ein Online-Abo benötigt::