Der Streit um die NS-Vergangenheit der Frankfurter Sparkasse

Unter den Sparkassenteppich gekehrt

Die Sparkasse Frankfurt am Main wollte ihre Vergangenheit aufarbeiten lassen, war aber mit dem Ergebnis unzufrieden. Der beauftragte Historiker wurde von seiner Aufgabe entbunden. Nun werden erneut Vorwürfe laut, der Bank gehe es darum, ihre NS-Vergangenheit zu vertuschen.

Es muss für die Frankfurter Sparkasse eine schwere Zeit gewesen sein, damals 1935 bis 1948. Viele Mitarbeiter, so kann man auf der Website des Instituts nachlesen, wurden in die Wehrmacht eingezogen, Filialen wurden zerbombt, es war nur Notbetrieb möglich. Doch zum Glück gab es nach dem Krieg genug Angestellte, die ein Entnazifizierungsverfahren durchlaufen hatten. Mit ­ihnen ließ sich dann die »größte Herausforderung« dieser Zeit angehen: die Währungsreform.

Einer anderen Herausforderung, nämlich der Aufarbeitung der eigenen Geschichte, wollte man sich damals nicht stellen. Bis heute tut man sich bei der Frankfurter Sparkasse offenbar schwer damit. Denn neben Fachkräftemangel und Notbetrieb war noch etwas ganz anderes prägend für die Jahre zwischen 1935 und 1948: die Rolle des Instituts bei der Enteignung von Tausenden Frankfurter Jüdinnen und Juden, die ihr Erspartes bei der Sparkasse ­liegen hatten. Das allerdings ist auf der Website nicht zu lesen. Schätzungen zufolge handelte es sich um 12 000 Sparbücher bei der Frankfurter Sparkasse, 5 000 bis 6 000 bei der Stadtsparkasse.

»Es ging vor allem darum, den verbrecherisch-räuberischen Charakter der Frankfurter Sparkasse in der NS-Zeit als Kollaborateur des Nazi-Staates zu vertuschen.« Benjamin Ortmeyer, Forscher

Aus Anlass des 200jährigen Bestehens der Frankfurter Sparkasse, die 1989 die Stadtsparkasse übernahm, hieß es, man wolle endlich auch dieser Teil der eigenen Geschichte besser ausleuchten: Die Festschrift zum Jubiläum sollte Forschungsergebnisse präsentieren. ­Damit beauftragte der Vorstand der Bank das Institut für Bank- und Finanzgeschichte (IBF), ein unabhängiges Forschungsinstitut. Das IBF wiederum beauftragte zwei Historiker; für den Zeitraum 1822 bis 1970 war Ralf Roth zuständig, Professor für Neuere Geschichte an der Goethe-Universität.

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