Das Knasttheater Aufbruch spielt das Drama „Die Gerechten“ von Albert Camus

Im Rahmen der Revolution

Nach dreijähriger Pause nimmt das Gefangenentheater in der JVA Plötzensee wieder seinen Spielbetrieb auf. Zum Auftakt wurde Albert Camus’ Drama »Die Gerechten« gezeigt.

Wie weit kann man mit seinen Akti­onen gehen, will man die Bevölkerung nicht gegen sich aufbringen, sondern für die eigenen politischen Ziele gewinnen? Vor über 100 Jahren war das Mittel der Wahl Sprengstoff, nicht Klebstoff. Russische Revolutionäre versuchten, Bombenstimmung gegen die Herrschenden zu verbreiten und den Großfürsten in die Luft zu jagen. Albert Camus, der das Geschehen 1949 in dem Drama »Die Gerechten« verarbeitet hat, fragt ­darin nach der politischen Moral der militanten Bewegung. Sein Stück wurde nun in einem Berliner Gefängnis aufgeführt, von Insassen.

Die Justizvollzugsanstalt Plötzensee liegt im Nordwesten Berlins, im dichten Nebel hinter S-Bahnring und Stadtautobahn, die Mauern mit Stacheldraht sind im Dunkeln hell erleuchtet. Kein Ort, der Öffentlichkeit anzieht, in die Schlagzeilen schaffen es vor allem spektakuläre Ausbrüche oder die hohe Zahl der Schwarzfahrer unter den Inhaftierten. Die Premiere findet im Kulturraum der Anstalt statt; eine Bühne samt rotem Vorhang gibt es nicht. Ein riesiger roter Rahmen im Hintergrund fasst das Geschehen ein und verleiht dem Raum die nötige Atmosphäre. Es ist eine künstlerisch ­klare Setzung im Stile des reduzierten Bühnenbilds der Wilfried-Minks-Schule.

Der Gruppe Aufbruch ist wichtig, dass sie nicht nur als Angebot von Sozialarbeit oder Therapie wahrgenommen wird, sondern als Kunst.

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