Neues Jahr – neues Deutschland
Als die Regierung aus SPD, FDP und Grünen 2021 ins Amt kam, schürte sie die Hoffnung, dass eine Abkehr von der Politik des bisherigen Innenministers Horst Seehofer (CSU) bevorstehe, der Migration bekanntlich für die »Mutter aller Probleme« hielt. Man versprach einen »Neuanfang«. Der Koalitionsvertrag bezeichnete Deutschland als »modernes Einwanderungsland«, an dessen Realitäten Politik und Rechtslage nun angepasst werden sollten: mehr Möglichkeiten regulärer Migration und eine Abkehr vom scharfen Kurs der Vorgängerregierung in der Einwanderungspolitik. Der damalige Vorsitzende der Unionsbundestagsfraktion, Ralph Brinkhaus (CDU), verortete den Koalitionsvertrag beim Thema Migration »sicherlich ganz, ganz, ganz weit links«, er sah gar eine »brutale Offenheit im Bereich Migration«. Auch Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán befand, die Ampelkoalition strebe »weg von Kohls Europa der Vaterländer hin zu einer migrations- und genderfreundlichen« Politik. Das klang natürlich gut. Nach einem Jahr lässt die große Migrationsfreundlichkeit allerdings noch auf sich warten.
Eine der größten Fragen der Migrationspolitik ist fraglos die Arbeitsmigration. Viele Branchen haben immer mehr Probleme, ausreichend Arbeitskräfte zu finden – vor allem im Dienstleistungsbereich. Ökonomen und Wirtschaftsvertretern gilt der Arbeitskräftemangel seit langem als die bedeutendste Wachstumsbremse. Die Union, die sich viel auf ihre »Kernkompetenz Wirtschaft« einbildet, tat sich mit dem Thema indes schwer.
»Wir konkurrieren mit vielen Ländern um kluge Köpfe und helfende Hände. Dass wir die richtigen Kräfte bekommen, sichert den Wohlstand in Deutschland.« Bundesarbeitsminister Hubertus Heil
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