Right to Resist über mangelnde Solidarität mit der Ukraine

»Die Ukraine wird auch diesen Zwerg überleben«

Am Samstag fand der von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer initiierte »Aufstand für Frieden« in Berlin statt. In ihrem Manifest fordern sie ein Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine. Das neu gegründete Bündnis »Right to Resist« kritisiert das scharf und hat auf seiner Website righttoresistua.de eine Erklärung veröffentlicht, in der es die mangelnde linke Solidarität mit der Ukraine verurteilt. Die Jungle World sprach mit Mary Killian und Elza Ochir von Right to Resist.
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Was ist eure Kritik?

Mary Killian: Wir haben in der Linken die Solidarität, das Anerkennen des Rechts auf Widerstand und die aktive Unterstützung des Widerstands vermisst. Die Ukrainer werden als passiv, als Flüchtlinge und Opfer akzeptiert, nicht aber als aktiv Handelnde. Für uns – deutsche und osteuropäische Linken und natürlich auch Ukrainer – war es wichtig, dem etwas entgegenzusetzen.

Elza Ochir: Uns ist es wichtig, dass Russland Konsequenzen trägt. In der Vergangenheit hat es bereits Tschetschenien, Georgien und Moldawien angegriffen und die Welt hat weggeschaut. Erst jetzt fängt die Welt an hinzusehen und trotzdem gibt es immer noch Stimmen, die appellieren, auf dem diplomatischen Weg mit Putin zu verhandeln. Da ich Russisch spreche, bekomme ich mit, wie die russische Propaganda bereits den Boden für einen Angriff gegen Kasachstan vorbereitet, weil Kasachstan angeblich »russophob« sei.

Welche Ziele verfolgt ihr?

MK: An erster Stelle steht, dass ukrainische Stimmen gehört werden, was bislang nicht der Fall war. Unser Statement fordert dazu auf, einen Weg zurück zur internationalen Solidarität zu finden, und gewinnt deswegen an Unterstützung in Berlin, in Deutschland und weltweit.

Also ist euer Adressat die Linkspartei?

MK: Nein, wir richten uns an die Linke weltweit. Zwar gibt es Sympathiebekundungen mit Ukrainern und Hilfe für Geflüchtete. Da wird dann aber behauptet, dass der Krieg von der Nato ausgeht, der Widerstand in Ukraine wird ignoriert oder sogar diffamiert. Russlands Gräueltaten werden kleingeredet. Das ist keine Solidarität.

Was ist eure Kritik an Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht?

MK: Schwarzer und Wagenknecht fordern, Schaden vom deutschen Volk – und zwar nur vom deutschen Volk – abzuwenden. Das ist heuchlerisch. Hier findet kein Krieg statt! Von den Ukrainern verlangen sie, dass sie kapitulieren, sich also versklaven lassen, als Volk aufhören zu existieren und letztlich aus der Wahrnehmung verschwinden – damit die Deutschen wieder ruhig schlafen können. Deswegen findet deren Aufruf Unterstützung im ganzen rechtsextremen Spektrum.

Wie waren eure Eindrücke von der Gegenkundgebung?

MK: Die Stimmung schien entschlossen. Die Ukrainer sind entschlossen, den Krieg zu gewinnen. Diese Entschlossenheit kommt aus der Erfahrung der ukrainischen Geschichte mit dem russischen Imperialismus. Das haben wir auch auf der Demonstration wahrgenommen. Eine alte Frau hatte beispielsweise ein Plakat, auf dem stand, dass die Ukraine den Ersten, den Zweiten Weltkrieg und den Holodomor überlebt hat und auch diesen Zwerg Putin überleben wird.

EO: Die Ukrainer haben auch keine andere Wahl. Die sind so motiviert, weil sie mit dem Rücken zur Wand stehen.

righttoresistua.de