Die besondere Beziehung russischer Multimilliardäre zu Luxemburg

Die Fassade bröckelt

Sie waren Ehrenkonsuln, schmissen High-Society-Bälle und lagerten ihre Milliarden in Banken und Holdings: Russische Oligarchen aus dem engsten Umfeld Wladimir Putins waren in Luxemburg lange willkommen. Das Land tut sich schwer, sich von ihnen zu verabschieden.

Nicht nur die SPD, auch die luxemburgische Sozialdemokratie verfügte in den vergangenen Jahren über eine Karrierepipeline in russische Firmenvorstände. Zwar haben die beiden ehemaligen Wirtschaftsminister Jeannot Krecké und Etienne Schneider der Luxemburger Sozialistischen Arbeiterpartei (LSAP) keine Posten bei Gazprom. Sie haben jedoch, während sie politische Verantwortung trugen, aktiv dazu beigetragen, russisches Kapital nach Luxemburg zu locken, und saßen nach Ende ihrer jeweiligen Amtszeit im Aufsichtsrat von AFK Sistema, einer der größten russischen Investment-Holdings. Erst nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine vom 24. Februar 2022 gaben sie wegen lauter werdender Kritik auch aus ihrer eigenen Partei ihre Posten auf.

Luxemburg ist zwar kein zweites »Londongrad« geworden, wie die britische Hauptstadt wegen der Beliebtheit ihres Finanzplatzes bei russischen Multimilliardären genannt wird, doch mit einem EU-Standort von AFK Sistema war das Land durchaus wichtig für den russischen Kapitalexport. Eigen­tümer von Sistema ist der Ölmilliardär Wladimir Jewtuschenkow, luxembur­gischer Honorarkonsul in Russland. In luxemburgischen Holdings lagert jedoch nicht nur das Kapital von Sistema, sondern auch das der von Jewtuschenkow gegründeten SCP Group, die unter anderem auf dem internationalen ­Immobilienmarkt tätig ist. Ihr jüngster Coup war der Kauf der deutschen Supermärkte der Kette Real vom Marktführer Metro im Jahr 2020.

East-West United Bank blieb dem Kreml verbunden
Wladimir Jewtuschenkow und sein Sohn Felix, der das Familienvermögen erben soll, waren Haupteigner der SCP Group, übertrugen jedoch wenige Tage nach der russischen Invasion ihre Anteile an die Geschäftsführerin des Unternehmens, Marjorie Brabet-Friel. In der Europäischen Union sind die Jewtuschenkos nicht sanktioniert, doch stehen beide auf den Sanktionslisten des Vereinigten Königreichs.

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