Der Protest gegen Roger Waters fällt blamabel schwach aus

Ein Sieg für Roger Waters

In Köln rief ein breites Bündnis zu einer Kundgebung gegen das Konzert von Roger Waters auf. Doch es kamen nur wenige – eine Blamage für die Stadt.

Roger Waters hat gewonnen, und zwar auf ganzer Linie. Alle seine Konzerte in Deutschland im Rahmen seiner »This is not a drill«-Tour werden stattfinden, auch jenes in Frankfurt am Main, wo das Verwaltungsgericht die Absage durch das Land Hessen und die Stadt Frankfurt widerrief. Dem Sänger werden antisemitische Äußerungen, sein Engagement für einen Israel-Boykott und seine kruden Thesen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen. Doch der ­öffentliche Protest hält sich in sehr überschaubaren Grenzen.

In Hamburg kam viel Applaus unter den 6 500 Zuschauern auf, als er zu Beginn seines Auftritts sagte: »Ein Gericht in Frankfurt hat entschieden, dass ich kein Antisemit bin. Ausgezeichnet.« Darüber hatte das Gericht allerdings gar nicht geurteilt, die Aufhebung der Absage beruhte vielmehr auf der Einschätzung, dass keine NS-Verherrlichung zu erwarten und daher der Kunstfreiheit der Vorrang zu geben sei. Seinen Schweineballon ließ Waters auch in Hamburg wieder steigen, diesmal prangte zwar kein Davidstern darauf, dafür aber der Name eines israelischen Rüstungskonzerns. Protestiert hat niemand.

Nicht nur in Köln gibt es sehr wohl Platz für Antisemitismus, vor allem in dessen israelbezogener Variante.

In Köln hatte die Stadt gar nicht erst versucht, das Konzert des früheren Frontmannes von Pink Floyd in der Lanxess-Arena zu untersagen. In den Vertrag zwischen den Konzertveranstalter und der Betreibergesellschaft der Arena könne man nicht eingreifen, hieß es zur Begründung. Gleichwohl wollte die Stadt deutlich machen, dass Waters nicht willkommen sei. Also sprach die parteilose Oberbürgermeisterin Henriette Reker gleich als erste Rednerin auf der Kundgebung, die am späten Montagnachmittag auf dem Roncalliplatz stattfand. In Köln gebe es »keinen Platz für Antisemitismus« und Köln mache nicht mit, wenn Waters zum Boykott Israels aufrufe, sagte sie.

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