Betreten auf eigenen Gefahr
»In der Kneipe Zur Trockenen Kehle«
Ich höre selten Punkrock, aber wenn, dann energetisieren die treibende Kraft des Rhythmus und die Widerspenstigkeit der Songs mich immer sehr. Schleimkeim kannte ich vor der Arbeit am Comic gar nicht, hab sie erstmals im April 2022 im SO36 in Berlin erlebt.
Die Band ist immer noch sehr energetisch und eine wichtige Nummer in der Punkszene. Beim Berliner Konzert waren mehrere Generationen anwesend, die offensichtlich die immer noch aktuellen Texte kannten. Das Rebellische, Raue im Punkrock funktioniert nach wie vor, sowohl musikalisch als auch als Ausdruck von Subversion und Nonkonformismus. Gerade junge Menschen wollen (und müssen) sich da auch gegen eine bestehende bürgerliche Gesellschaft positionieren. Zu jeder Zeit.
Ich habe den Song »In der Kneipe Zur Trockenen Kehle« für meinen Comic gewählt, da mir zu Kneipe, DDR-Alltag, Trostlosigkeit viele Szenen und Bilder vor Augen kommen. Ich habe Ende der Achtziger die Mischung aus Alt und Jung, Künstlervolk und werktätiger Bevölkerung in den Dresdner Kneipen erlebt. Alle konnten sich ihr Bier für 56 Pfennig leisten, die Stimmung war ausgelassen und bedrückend gleichzeitig. Man konnte mit vielen in Kontakt kommen und vor der Kellnerin waren alle gleich.
Im Comic ging es mir darum, die Atmosphäre in einer Kneipe in der thüringischen Provinz der achtziger Jahre darzustellen. Alte, Junge, Trinker, Gesellige, Einsame, Punker und nicht zuletzt Dieter Ehrlich, der Schleimkeim-Bandleader, sind schon da, bevor die Ich-Perspektive des Comics die Kneipe betritt. Was ist das für ein unangenehmer Typ neben Otze und was haben sie zu bereden? Wie wird der Abend heute zu Ende gehen? Wie gestern und wie vorgestern? Wahrscheinlich. Egal.
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