Der Fußballer Mesut Özil zeigt sein Wolfstattoo

Unter Wölfen

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Der frühere Fußball-Profispieler Mesut Özil ist wieder aufgefallen: Sein Fitnesstrainer Alper Aksaç postete am 22. Juli ein Foto von sich auf Instagram mit dem einstigen Fußball-Weltmeister, auf dem Özils Brust zu erkennen ist – vielmehr eine Tätowierung von drei Halbmonden und einem Wolf darauf, Symbole der rechtsextremistischen türkischen »Ülkücü-Bewegung, besser bekannt als Graue Wölfe.

Die »Ülkücüler« (»Idealisten«, wie sie sich selbst bezeichnen) werden in Deutschland vom Bundesverfassungsschutz aufgrund ihrer »nationalistischen, antise­mitischen und rassistischen rechtsextremistischen Ideologie« beobachtet. Ihr Ziel ist es, den »Turan« zu errichten, eine pantürkische Nation, die alle türkischstäm­migen Völker Asiens vereint. Dafür bildet die Bewegung auch paramilitärische Strukturen, aus deren Reihen in den vergangenen Jahrzehnten schwere Gewalt­taten gegen politische Gegner begangen wurden.

Özil ist aufgrund seiner ostentativen Freundschaft mit dem türkischen Staatsoberhaupt schon länger als Nationalist bekannt.

Insbesondere zielten sie auf die kurdische Arbeiterpartei PKK, aber auch in der Türkei lebende Minderheiten wie Juden, Christen und Armenier. Der Bundeszentrale für politische Bildung zufolge sind die Grauen Wölfe mit 2017 mehr als 18.000 Mitgliedern die »größte rechts­extreme Organisation in Deutschland«. Im türkischen Parlament wird die »Ülkücü«-Bewegung von der ultranationalistischen MHP (Partei der Nationalistischen Bewegung) repräsentiert, dem Bündnispartner der regierenden AKP (Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung) von Präsident Recep Tayyip Erdoğan.

Özil ist aufgrund seiner ostentativen Freundschaft mit dem türkischen Staatsoberhaupt schon länger als Nationalist bekannt. 2018 trat er infolge einer Kontroverse über ein Foto mit Erdoğan aus der deutschen Fußballnationalmannschaft zurück. Erdoğan war im Jahr 2019 Trauzeuge auf Özils Hochzeit in Istanbul.

Im März dieses Jahres beendete Özil seine Spielerkarriere, im Mai wiederum warb er für Erdoğan vor der türkischen Präsidentschaftswahl. Kritisiert wurde Özil vor allem dafür, dass er seine vermeintliche Vorbildfunktion für ein junges Publikum nicht erfülle. Auf die Jugend zielt Özils öffentliches Bekenntnis zu den Grauen Wölfen besonders ab. »Eine Hauptidee dieser Bewegung ist, dass man die türkische Jugend nicht an die jeweiligen Länder verlieren will«, so der Politikwissenschaftler Mahir Tokatlı im ZDF.