Im Libanon sucht man nach veruntreuten Geldern der Zentralbank

Die Tricks des Magiers

Riad Salameh, der ehemalige Leiter der libanesischen Zentralbank, soll Hunderte Millionen US-Dollar veruntreut haben. Die relative Stabilität in den letzten Monaten seiner Amtszeit war teuer erkauft: Die Devisen­reserven des Landes sind weitgehend aufgebraucht.

Im Januar 1976 nutzten Bankräuber die Wirren des libanesischen Bürgerkriegs. Sie sprengten sich durch die Mauer ­einer katholischen Kirche mitten im Stadtzentrum der Hauptstadt Beirut und erbeuteten in der benachbarten British Bank of the Middle East fast 50 Millionen US-Dollar. Bis heute gilt die Tat als spektakulärster Raub der libanesischen Geschichte. Die Täter sind nie ermittelt worden, jedoch halten sich Gerüchte, dass Milizen verfeindeter christlicher und muslimischer Parteien sich die Beute anschließend teilten. Blickt man heutzutage auf die Verquickung von Politik und Finanzwirtschaft im Libanon, lassen sich Parallelen erkennen.

Ende Juli trat Riad Salameh, der Gouverneur der Zentralbank Banque du ­Liban (BDL), nach 30 Jahren Amtszeit zurück. Nach und nach gelangen Informationen an die Öffentlichkeit, die das Ausmaß seiner Verfehlungen verdeutlichen. Einst hatte Salameh Libanons ­Finanzsystem nach 15 Jahren Bürgerkrieg wiederaufgebaut, nachdem der damalige Ministerpräsident Rafiq al-Hariri ihn 1993 ins Amt gebracht hatte. Salameh koppelte den Wert des Libanesischen Pfunds (LBP) an den US-Dollar (1.500 LBP entsprachen einem US-Dollar) und schuf damit Vertrauen in Libanons Finanzsektor. Das strikte Bankgeheimnis machte das Land für Anleger wieder attraktiv.

In den fünfziger und sechziger Jahren galt der Libanon als »Schweiz des Nahen Ostens« – ein neutrales, politisch stabiles Land mit einer bedeutenden Finanzbranche. Das war vorbei, doch mit hohen Zinsen auf Kapitalanlagen bis zu zwölf Prozent konnte man Geschäftsanteile zurückgewinnen.

Der Libanon wurde zu einem Drehkreuz internationaler Finanzströme.

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