Krieg gegen Israel

Israel's Darkest Hour

Sehr viel spricht dafür, dass die Hamas und der Iran einen großen Fehler gemacht haben – warum Israel nach diesem Krieg stärker und einiger sein könnte als davor.

Gestern schrieb ich von der »Darkest Hour« in Israel, andere sprachen von einem 9/11-Moment.

Sehr viel spricht dafür, dass Hamas und Iran gestern den Fehler gemacht haben, den starke Männer und große Führer schon so oft zuvor gemacht haben. Wenn sie den Eindruck haben, ihre Feinde seien gerade schwach, heillos zerstritten und entsprächen also ganz der Vorstellung, die sie von solch verachtenswerten Gebilden wie westliche Demokratien haben, glauben sie, man müsse nur noch stoßen, was eh fällt.

Angesichts der Bilder von gestern und dessen, was an Barbarei und Drohung transportierten, ist nun jeder Geduldsfaden gerissen.

Und in den ersten Stunden und Tagen scheint sich zu bewahrheiten, was sie glauben, es herrscht Chaos und Ratlosigkeit. Wenn aber die Feinde systemisch nicht völlig am Ende, sondern nur in einer tiefen Krise sind, was in einigermaßen stabilen Demokratien in der Regel nicht der Fall ist, raufen sich Leute, die vorher noch dachten, nie gemeinsam auch nur in einem Zugabteil sitzen zu können, angesichts der Katastrophe zusammen, beginnen Institutionen, die bis gestern noch völlig dysfunktional wirkten, wieder zu arbeiten, sind Menschen, die vorher noch von Ekel vor ihrem Land erfüllt waren, plötzlich ohne großes Aufheben darum zu machen, bereit, für es zu sterben und dann passiert, was etwa in Großbritannien 1940, in der Ukraine letztes Jahr und in den USA 2001 passierte: Aus der Niederlage wächst eine neue Stärke, ein neuer Zusammenhalt und das Gegenteil dessen, was die starken Männer und großen Führer dachten, passiert.

Genau das aber können sie sich nicht vorstellen, denn ähnliches würde in ihren Ländern nie passieren und so stehen sie dann oft erst verblüfft, dann hilflos vor solchen Entwicklungen, an deren Ende recht regelmäßig ihres und nicht das ihrer Feinde steht.

Während traditionell Demokratie in Deutschland eher als Schönwettersystem betrachtet wird, dass man in Krisen dann besser gegen ein von starken Männern geführtes austauscht, macht das Wesen von Demokratie oder besser einer auf Freiheit basierenden Staatsform, in Ländern, in denen sie der Bevölkerung nicht gewaltsam beigebracht werden musste, aus, dass sie in extremen Krisensituationen plötzlich ihre Stärke zeigt und eben nicht kollabiert.

Es müsste schon sehr arg um die Verfasstheit Israel bestellt sein, wenn nicht genau das nun in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten passieren wird. Denn selbst dem friedfertigsten Menschen im Land, der auf Ausgleich, Dialog und was auch immer gesetzt hat, ist nun der Geduldsfaden gerissen. Angesichts der Bilder von gestern und dessen, was an Barbarei und Drohung transportierten, ist nun jeder Geduldsfaden gerissen.

Und so spricht viel mehr dafür als dagegen, dass Israel am Ende nach diesem Krieg stärker und einiger sein wird, als davor.