Über Reinlichkeit und Reinheit bei Tieren

Rein oder nicht rein

Die Auffassungen darüber, was »reinlich« ist, gehen weit auseinander - auch und gerade in Bezug auf Tiere. Reinlichkeit ist eben Ansichtssache.
Cocolumne Von

Hunde sind reinliche Tiere. Okay, das wird eigentlich über alle Tiere gesagt, egal wie sehr sie stinken oder Dreck machen. Alle größeren Tiere putzen sich oder betreiben irgendeine Form der Körperpflege. Viele stinken trotzdem. Coco zum Beispiel. Vor allem wenn das Fell lang ist und sie ein paar Mal im Regen draußen war, kann sie wie ein ganzer Stall Kaninchen riechen. Als Hundehalter gewöhnt man sich daran. Ich mag den Geruch »nasser Hund« inzwischen. Dennoch gehen die Auffassungen darüber, was »reinlich« ist, weit auseinander. Also zum einen zwischen den Arten: Während wir Menschen es reinlich finden, uns mit Wasser zu waschen, putzt sich Coco bevorzugt mit der eigenen Zunge. Andere Tiere bevorzugen Sand oder Schlamm, wieder andere ordnen mit dem Schnabel das Gefieder.

Zum anderen herrschen aber auch unter den Menschen unterschiedliche Sichtweisen. Manche duschen jeden Tag, anderen genügt einmal die Woche ein Vollbad und sehr viele Menschen auf dieser Welt haben gar nicht die Gelegenheit, sich täglich ausführlich zu waschen, sei es mangels sauberen Wassers, mangels Sanitäranlagen oder weil sie schlicht Wichtigeres zu tun haben, wie zum Beispiel Überleben.

Händewaschen nach Tierkontakt kann nie schaden. Mit derselben Zunge, mit der sich Coco wäscht und mit der sie mir freudig über die Hand leckt, hat sie kurz vorher noch Kothaufen anderer Hunde untersucht.

Und dann gibt es aus Menschensicht ja nicht nur reinlich oder unreinlich, sondern auch rein oder unrein. Hunde zum Beispiel gelten im Islam als unrein. Wobei unreine Tiere nicht unreinlich sein müssen. Auch Schweine etwa sind sehr reinlich. In muslimisch geprägten Ländern ist Hundehaltung jedenfalls die Ausnahme. Katzen dagegen sind sehr beliebt. Rein oder nicht rein, das ist hier die Frage.

Erst Ende August wurde mit viel Getrommel, Facebook-, Instagram-, Youtube-Account und allem Drum und Dran das erste Katzencafé in Gaza-Stadt eröffnet. Im wirklich sehr liebevoll und aufwendig eingerichteten »Meow Cat Café« konnte man fürumgerechnet etwa 1,20 Euro die Stunde zehn kleine Katzen streicheln. Ob es derzeit geöffnet hat, weiß ich nicht, sicher haben die Menschen jetzt andere Sorgen, als Katzen zu streicheln.

Hundecafés, wie es sie hierzulande, ebenso wie in Tokio, Vancouver oder Valencia inzwischen überall auf der Welt gibt, sind in arabischen Ländern hingegen selten. In Dubai gibt es eines, von einer Südkoreanerin betrieben. Der Trend kommt aus Asien. In Tokio gibt es Cafés mit so ziemlich jeder Tierart, auch Hasencafés, Igelcafés, Schlangencafés.

Ob es reinlich ist, all diese Tiere – ob rein oder unrein – zu streicheln, ist eine andere Frage. Händewaschen nach Tierkontakt kann jedenfalls nie schaden. Mit derselben Zunge, mit der sich Coco wäscht und mit der sie mir freudig über die Hand leckt, hat sie kurz vorher noch Kothaufen anderer Hunde untersucht. Reinlichkeit ist eben Ansichtssache.