Damals in Hamburg

Der analoge Mann

Aus Kreuzberg und der Welt: In den Achtzigern in Hamburg

Diese Illustration war eine »Auftragsarbeit« für das Fanzine Kabeljau von Mathias und Thomas Skubsch. Als Entgelt ­erhielt ich ein paar Ausgaben des Kabeljau. Aber die Bezahlung war nicht entscheidend. Ich bin bis heute sehr dankbar, dass sich damals überhaupt jemand für meine Zeichnungen interessierte. Ohne dieses frühe Interesse hätte ich vielleicht nie das Selbstbewusstsein entwickelt, daraus eine berufliche Karriere zu machen.

Die Brüder Skubsch sahen, als ich sie kennenlernte, ziemlich zivil aus, was für die kreativen und produktiven Leute, die ich intuitiv in der Hamburger Punk-Szene ansteuerte, irgendwie typisch war. Die tatsächlichen Punk-Aktivisten legten immer mehr Wert auf Inhalte als auf ­einen punkigen Look. Das Fanzine Kabeljau war professionell gedruckt und enthielt den üblichen Mix aus Schallplatten- und Konzert-Reviews, Interviews, Fotos und politischen Artikeln. Mathias Skubsch spielte später mit Jan Müller von Tocotronic in der Band Punkarsch, Thomas Skubsch betrieb einen Trödelladen im Schanzenviertel.

Bevor ich auf Feder und Pinsel umstieg, zeichnete ich 1985 bis 1987 jedenfalls mit Rapidographen. Der präzise Strich war wohl gerade modern.

Siebeneinhalb mal elf Zentimeter misst diese Illustration. Für die Umrisse des kaputten Kabeljaus und den Schriftzug habe ich einen dickeren, für die Binnenzeichnung einen feineren Rotring Rapidograph verwendet. Schreckliche Dinger waren diese Rapis. Immer trocknete die Tinte aus und das Säubern und Auffüllen war eine riesige Sauerei, die alles schwarz färbte.

Eigentlich waren sie für technische Zeichnungen gedacht, aber aus irgendeinem Grund standen sie 1985 auf der Materialliste der Fachoberschule für Graphik und Gestaltung in Hamburg, die ich damals besuchte. Genauso wie der damals blauhaarige spätere Schlagzeuger von Blumfeld, André Rattay.

Bevor ich auf Feder und Pinsel umstieg, zeichnete ich 1985 bis 1987 jedenfalls mit Rapidographen. Der präzise Strich war wohl gerade modern. Die Umrisse sind mit einem Klebestrich von der Rolle gemacht, die ich bei meinem einjährigen Praktikum in der Repro­fotografie der Bergedorfer Zeitung hatte mitgehen lassen. Die Miniaturzeichnung landete am Ende auf dem Titel des Kabeljau und sah überraschend gut aus.