Jungle+ Artikel 04.04.2024
Industrieabfälle im Mangrovenwald in Bangladesh

Energie bis zum Abwinken

In Bangladesh hat die Regierung unter Premierministerin Sheikh Hasina die politische und zivile Opposition weitgehend ausgeschaltet. In den vergangenen Jahren hat sie vor allen Stromüberkapazitäten geschaffen sowie eine Infrastruktur, die kaum genutzt wird, aber das Land in die Schuldenfalle treibt.
Reportage

Schon die Zugfahrt von Benapole, der Grenzstadt zu Indien, ins 90 Kilometer entfernte Khulna zeigt, was sich in den vergangenen fünf Jahren im wirtschaftlich aufstrebenden Bangladesh für die Masse der Menschen verbessert hat: nichts. Die alte Diesellok mit ihren rostigen und völlig überfüllten Waggons fährt wild ruckelnd entweder mit 100 Stundenkilometern oder sie steht auf freier Strecke. Meistens steht sie.

Dabei hat die Regierung seit 2009 sechs Milliarden US-Dollar in die Eisenbahn investiert und einer Studie zufolge 237 neue Bahnhöfe gebaut – dazu 837 Kilometer zusätzlicher Gleise.

Nach drei Stunden und 57 Kilometern erreicht der Zug den Ort Chengutia. Am Straßenrand sind kilometerlang kleine und große Kohlehaufen zu sehen, die zum Teil vor sich hin kokeln, dazwischen Ziegeleien – es riecht verrußt, obwohl das Auge Felder und Dörfer wahrnimmt. »Mit den Kohlehaufen ist es in Bangladesh wie mit den Teeläden: Macht einer an einem Ort ein gutes Geschäft, sind am nächsten Tag zehn da und müssen um denselben Gewinn konkurrieren wie der eine«, sagt tags darauf Hasan Mehedi, der in Khulna das Forschungsinstitut Clean (Coastal Livelihood and Environmental Action Network) leitet.

Direkt neben dem Kraftwerk Rampal verläuft der Fluss Rupsa, der eigentlich für seine Garnelen bekannt ist. »Dieses Jahr haben die Fischer überhaupt keine Garnelen mehr gefangen«, meint Kazim.

»Und was unsere Eisenbahn angeht«, fährt Mehedi fort, »haben wir zwar viele neue Bahnhöfe und teure Studien für Hochgeschwindigkeitszüge, aber nicht genug Züge und Personal, um den laufenden Betrieb anständig zu gewährleisten. Nach Regierungsdaten von 2022/2023 benötigen wir 500 Lokomotiven und 3.000 Waggons. Es sind aber nur 1 788 Waggons vorhanden, von denen 47 Prozent eigentlich zu alt für den Betrieb sind. Auch gibt es nur 265 Loks – 60 Prozent davon sind eigentlich nicht mehr betriebstauglich.«

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