Sonntag, 22.04.2018 / 21:57 Uhr

Barbarei im Brennglas

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Im Jemen herrschen bekanntlich Bürgerkrieg, Hunger und Cholera. Gäbe es für sie Möglichkeiten, zehntausende von Jemeniten würden wohl versuchen, Elend und Krieg zu entfliehen. Nur gibt es kaum Möglichkeiten für sie, irgendwohin zu fliehen, weder ins Nachbarland Saudi Arabien noch über Meer. Stattdessen ist, man glaubt es kaum, der Jemen weiter Zielort von Flüchtlingen aus dem gegenüber liegenden Ostafrika. Und totz Krieg und Chaos werden viele dieser Flüchtlinge irgendwo interniert und dann auch noch, wie ein neuer Bericht von Human Rights Watch jetzt enthüllt, misshandelt und gefoltert:

Einen Tag nach der Veröffentlichung eines Berichts über Vergewaltigungen und Menschenrechtsverletzungen in einem Gefangenenlager für Flüchtlinge im Jemen haben die jemenitischen Behörden die Festnahme des früheren Lager-Leiters angeordnet. Oberst Khalid al-Alwani solle im Zuge der Ermittlungen sofort festgenommen werden, erklärte das Innenministerium in Aden am Donnerstag.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hatte am Mittwoch über Vergewaltigung, Folter und Morde durch Aufseher in dem Flüchtlings-Gefangenenlager Buraika in Aden berichtet. Wachleute in dem seit Anfang 2017 betriebenen Haftzentrum schlugen demnach Flüchtlinge mit Metallstangen und vergewaltigten sie. Mindestens zwei Gefangene seien erschossen worden. Oberst Al-Alwani hatte das Gefangenenlager bis Mitte März geleitet. Im vergangenen Jahr trafen nach UNHCR-Angaben mehr als 87.000 Menschen vom Horn von Afrika im Jemen ein.