Dienstag, 17.04.2018 / 08:01 Uhr

Bushs „Mission erfüllt“: Nie gesagt, oft aufgewärmt

Von
Gastbeitrag von Florian Markl

Für US-Präsident Trump waren die Luftschläge gegen syrische Chemiewaffeneinrichtungen ein voller Erfolg. Grund genug für etliche Journalisten, vor Triumphgehabe zu warnen und an eine Episode aus dem Golfkrieg 2003 zu erinnern. Damals habe Präsident George W. Bush an Bord eines amerikanischen Flugzeugträgers voreilig „Mission erfüllt“ verkündet – bevor der Irak in anhaltendem Blutvergießen versank und damit die Siegesgewissheit Bushs der Lächerlichkeit preisgab. So gerne diese Geschichte immer wieder aufgewärmt wird, sie hat einen kleinen Haken: Sie stimmt nicht.

Denn George Bush verkündete am 1. Mai 2003 an Bord der USS Abraham Lincoln nicht, dass die „Mission erfüllt“ sei, sondern sagte: „Die großen Kampfoperationen im Irak sind beendet.“ Damit hatte er, trotz der in weiterer Folge ausbrechenden Gewalt im Lande, nicht Unrecht: Der konventionelle Krieg gegen die Armee des Regimes von Saddam Hussein war tatsächlich zu Ende und die Besetzung des Irak abgeschlossen.

„Mission erfüllt“ waren nicht Bushs Worte, sondern sie waren auf einem Banner zu lesen, dass auf der Brücke des Schiffs platziert war. Bush schreibt darüber in seinen Memoiren:

„Ich hatte das Banner nicht bemerkt. (…) Es war als Ehrung für die Leute an Bord gedacht, die gerade den längsten Auslandseinsatz eines Flugzeugträgers dieser Klasse abgeschlossen hatten. Stattdessen sah es so aus, als würde ich den Siegestanz vollführen, vor dem ich gewarnt hatte. ‚Mission erfüllt‘ wurde zum knappen Schlagwort für die Kritik angesichts all dessen, was dann im Irak schiefging. Meine Rede machte klar, dass unsere Arbeit noch lange nicht erledigt war. Aber alle Versuche, dies zu erklären, konnten die Wahrnehmung [dieses Auftritts] nicht geraderücken. Unsere Inszenierung ist schiefgelaufen. Es war ein großer Fehler.“

Bush verkündete somit nie „Mission erfüllt“, sondern die Parole war als Ehrung der Seemänner gedacht, die nach langer Einsatzzeit im Ausland endlich wieder nach Hause zurückkehren konnten. Für die zahlreichen Kritiker Bushs war der Auftritt freilich ein gefundenes Fressen. Statt Bushs Auftritt als Beleg dafür zu verwenden, wie selbst die Öffentlichkeitsarbeit eines amerikanischen Präsidenten misslingen kann, wird er bis heute als Beweis für eine Form siegestrunkenen Größenwahns betrachtet, den Bush in Wirklichkeit nicht an den Tag gelegt hat. Dass ihm dafür Worte in den Mund gelegt werden, die er nicht gesagt hat, ist ein kleines Detail, das dabei nicht weiter stört.

Beitrag zuerst erschienen auf Mena-Watch