Dienstag, 15.05.2018 / 14:30 Uhr

Deutsche Spionagesoftware für Erdogan?

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Aus dem Netz

Deutsches Knowhow in aller Welt ... Wundern täte es einen kaum, auch 2009 half Technologie von Siemens dem iranischen Regime bei Niederschlagung der damaligen Proteste:

Im Juni 2017 erlebte die Türkei ein Aufflammen massenhafter Proteste gegen die Regierungspartei AKP und ihren Vorsitzenden Recep Tayyip Erdogan. Tausende Türken waren dem Aufruf des Vorsitzenden der oppositionellen  Republikanischen Volkspartei (CHP), Kemal Kılıçdaroğlu, gefolgt und hatten sich dem "Marsch der Gerechtigkeit" angeschlossen. Innerhalb von 23 Tagen marschierten sie mehr als 400 Kilometer von Ankara nach Istanbul, um gegen die Verhaftung eines CHP-Politikers und gegen die wachsende Repression in der Türkei zu demonstrieren. An der Abschlusskundgebung nahmen Hunderttausende Menschen teil.

Was die Demonstranten nicht wussten: Der "Marsch der Gerechtigkeit" und die CHP waren zu diesem Zeitpunkt Ziel einer professionellen Spähkampagne geworden, die ihren technischen Ursprung offenbar in Deutschland hat. Zu diesem Ergebnis kommt ein 32-seitiger Bericht der Nichtregierungsorganisation "Access Now", der NDR, WDR und der "Süddeutschen Zeitung" vorliegt.(...)

Die Experten von "Access Now" haben den Quellcode der Software einer aufwändigen Analyse unterzogen und gehen auf dieser Grundlage davon aus, dass es sich dabei um das Produkt "FinSpy" des deutschen Herstellers FinFisher handelt. Auch der IT-Experte Thorsten Holz, von der Ruhr Universität Bochum, der die Software im Auftrage von NDR, WDR und "SZ" unabhängig analysiert hat, kommt zu dem Schluss, dass der Code der Software "relativ ähnlich" zu vorherigen Versionen von FinFisher sei. "Es scheint sich um eine neue Version zu handeln", sagte Holz.