Mittwoch, 16.05.2018 / 13:52 Uhr

Fehlende Dialektik

Von
Thomas von der Osten-Sacken

Eben hielt Sarah Wagenknecht  eine ihrer Reden im Bundestag. Unter anderem ging es natürlich darum, dass die Kriege der USA im Namen von Regime Change überall nur zu Unheil geführt hätten und so weiter.

"Die Frage ist, ob die Menschheit ihre Bestimmung erfüllen kann ohne radikale Revolutionierung der sozialen Verhältnisse in Asien." (Karl Marx)

Da diese Partei sich ja irgendwie noch auf Marx und Engels beruft, eine kleine Nachhilfe in Dialektik:

Gerade haben die Genossen von der Irakisch Kommunistischen Partei (ICP) - wo eigentlich bleiben die Gratulationen hiesiger Linker? - mit ihrer Sayirun Liste die Wahlen gewonnen. Die konnten sie nur gewinnen, weil Saddam Hussein gestürzt worden ist, denn die ICP war unter Saddam verboten und bis 2003 wusste man im Irak schon Monate vor Wahlen wie sie ausgehen (98-100% für den Präsidenten und seine Ba'ath Partei), heute weiss man es erst drei Tage danach. Saddam Hussein wurde bekanntlich von der "Coalition of the Willing" gestürzt.

Marx immerhin sogar hat den sogar britischen Kolonialismus in Indien, den er zugleich zutiefst verabscheute, verteidigt.

Echt hat er? Ja hat er!:

"Gewiß war schnödester Eigennutz die einzige Triebfeder Englands, als es eine soziale Revolution in Indien auslöste, und die Art, wie es seine Interessen durchsetzte, war stupid. Aber nicht das ist hier die Frage. Die Frage ist, ob die Menschheit ihre Bestimmung erfüllen kann ohne radikale Revolutionierung der sozialen Verhältnisse in Asien. Wenn nicht, so war England, welche Verbrechen es auch begangen haben mag, doch das unbewußte Werkzeug der Geschichte, indem es diese Revolution zuwege brachte."

Vorbei solche Zeiten. Nicht einmal sowas wie "Geburtshilfe historischer Prozesse wider Willen" bekommen diese Genossinen und Genossen mehr hin.

Dabei ist in Najaf zum Beispiel, dieser heiligen Stadt der Schiiten, eine Kommunistin ins Parlament gewählt worden, die eigentlich alle Wünsche Kreuberger Linker erfüllt:

i

Khateeb, who is a teacher, anti-poverty activist and womens rights activist, had not considered running in previous parliamentary elections. (...)

"Sairoun supports the people in many different ways. It represents Iraqis, and we the Iraqi Communist party have a long history of honesty - we were not agents for foreign occupations," said Khateeb.

"We want social justice, citizenship, and are against sectarianism, and this is also what Iraqis want."

Aber die Begeisterung scheint sich in Grenzen zu halten: Schließlich vertritt die Sayirun-Liste eine gegen iranischen Einfluss im Irak gerichtete Politik und überhaupt wat die ICP hiesigen Genossen schon immer dubios, weigerte sie sich 2003 doch, auch wenn sie den Krieg ablehnte, in den deutschen Friedenchor einzustimmen und betonte immer wieder, dass Saddam Hussein weg müsse, eben nur auf anderem Wege.