Donnerstag, 10.05.2018 / 19:19 Uhr

Prioritäten in Europa

Von
Andreas Benl

Heute ist wieder so ein Tag, an dem ich meine exiliranischen und israelischen Freunde ein wenig beneide, die sich jetzt auf persisch und hebräisch substantielle Analysen über die Zukunft nach Trumps Irandealentscheidung ansehen/anhören können - anstatt sich Debatten wie hierzulande antun zu müssen, in denen ein Iranregimelobbyist wie Adnan Tabatabei unter lauter Gleichgesinnten spricht.

Immerhin wird jetzt Klartext geredet, in der ganzen Diskussion geht es praktisch nirgends um die bis dato gebetsmühlenartig vorgetragenen Benefits des Deals: Mäßigung des Regimes, Wohlstand und Öffnung im Iran, Sicherheit für Israel und die Region.

Es ist nicht neu, aber doch bemerkenswert, wie in Deutschland und Europa noch vor Zoll- und Klimaschutzfragen ausgerechnet der Erhalt der agressivsten antisemitischen Despotie der Welt zum Casus knacksus der transatlantischen Partnerschaft gemacht wird.

Man hätte von denjenigen, die nicht wie Adnan Tabatabei finden, dass der Al-Quds-Marsch auch gute Seiten hat, einmal gerne die ‚europäischen Interessen‘ ausbuchstabiert, die nun von den USA so sehr bedroht werden, dass man erwägt, mit Moskau, Peking und Teheran gegen die USA (und Israel) Front zu machen.