Mittwoch, 12.12.2018 / 22:21 Uhr

Mosul, ein Jahr nach der Befreiung vom IS

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Aus Mosul berichtet Claire Evans fuer International Christian Concern:

Nadia ist eine 22-jährige Christin, die in Mossul aufgewachsen ist. Sie weigert sich zurückzukehren, fährt jedoch wie so viele andere häufig in die Stadt. Sie sagt: „Mossul wird nie wieder sein, wie es war; wir sind jederzeit bereit, zu fliehen. Die Stadt sieht erbärmlich aus.“

Sie würde es vorziehen, nicht nach Mossul zu fahren, möchte aber ihren Universitätsabschluss machen. „Das ist das Opfer, dass ich nach Mossul gehen muss. Kurdistan bot uns nichts an, die Privatschule ist immer noch verfügbar und benötigt viel Geld,“ erklärte sie. Aus diesem Grund stellt sie sich nicht nur den Gefahren von Mossul selbst, sondern auch dem Risiko von Schikanen an den rivalisierenden Kontrollposten der Milizen rings um die Stadt. „Checkpoints sind gut für uns, es sei denn, Araber sind an kurdischen Checkpoints bei uns und umgekehrt.“

Die Stadt wird nicht länger vom IS kontrolliert. Aber die Wunden, die der IS geschlagen hat, liegen tief.

Trotz dieser Herausforderungen hat sich Nadia entschlossen, sich nach ihrer Stadt nicht auch noch ihre Ausbildung wegnehmen zu lassen. „Das Bildungsniveau an der Universität von Mossul ist zu niedrig, weil wir die Vorlesungen nur drei Tage die Woche besuchen. Letztlich will jeder nur sein Zertifikat erhalten, das ist das Wichtigste.“

Auch Akram ist einer der Christen aus Mossul, der zwar nicht mehr dort leben will, aber hin- und herpendelt, um dort zu arbeiten. Wenn er sich die Stadt ansieht, die einst sein Zuhause war, sieht er vor sich nur Traurigkeit und schmerzhafte Erinnerungen. „Wir haben als Christen keine Zukunft im Irak“, sagte er.

Besonders besorgt ist er wegen West-Mossul. Inmitten der massiven Zerstörung, die dieser Stadtteil erfahren hat, halten sich IS-Milizen verborgen, welche die Sicherheit der Stadt und des übrigen Gouvernements gefährden.

„Ich denke, in West-Mossul gibt es zwei beunruhigende Faktoren: Erstens, die Zerstörung; zweitens die Sicherheit“, erklärt Akram. „Die Regierung gibt nicht zu, dass der IS dort nach wie vor präsent ist … Nach der Verkündigung des Siegs ist nichts geschehen. Eigentlich sollte es nach dem militärischen Erfolg ein neues Entwicklungskonzept geben. Leider ist jedoch nichts geschehen.“

Dave Eubank, ein Free Burma Ranger, der an der Befreiung Mossuls beteiligt war, berichtete ICC, wie Sicherheit und Entwicklung in Mossul miteinander verflochten sind. Er stellte fest: „Selbst, wenn die Menschen langsam versuchen in einige Teile im Westen der Stadt zurückzukehren und mit dem Wiederaufbau zu beginnen, verüben IS-Schläferzellen immer wieder Anschläge und rivalisierende Milizen tragen zu weiteren Spannungen bei.“

Die Situation in Mossul hat sich zweifellos verbessert. Die Stadt wird nicht länger vom IS kontrolliert. Aber die Wunden, die der IS geschlagen hat, liegen tief. Ohne Sicherheit oder Wiederaufbau gehen Christen schlichtweg das Risiko nicht ein, Mossul wieder zu ihrem Zuhause zu machen.