Samstag, 18.01.2020 / 22:16 Uhr

Schwere Zusammenstöße mit Demonstranten im Libanon

Von
Thomas von der Osten-Sacken

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(Demonstration in Beirut, Bild: Nadim Kobeissi)

 

Bei erneuten Protesten in der libanesischen Hauptstadt sind heute über 150 Demonstranten verletzt worden:

Clashes between angry protesters and security forces in Lebanon’s capital Beirut on Saturday wounded more than 160 people from both sides, the Red Cross said.

“Over 65 people... have been taken to nearby hospitals and over 100 people have been treated at the scene,” a spokesman said, after violence broke out in the afternoon in reaction to continued deadlock over forming a new cabinet.

Earlier, security forces in Beirut fired tear gas and used water cannons on Saturday in clashes with protesters armed with tree branches and sign posts near Lebanon’s parliament.
 

Das Land befindet sich am Rande des wirtschaftlichen Kollapses und mit Beginn des Jahres hat die Protestbewegung wieder an Zulauf gewonnen und hatten zu einer "Woche des Zorns" aufgerufen. Seit vergangenem Oktober sind  hunderttausende von Libanesen auf die Straße gegangen und fordern einen radikalen Neubeginn.

Offenbar allerdings scheinen die regierenden Eliten, gestützt auf den Iran und Syrien, zu versuchen weiter ihre Machtposition zu erhalten:

Die mit Iran verbündete Hizbullah und die mit ihm befreundeten Parteien (haben) im Dezember im Alleingang den Professor Hassan Diab mit der Regierungsbildung beauftragt. Dies gegen den Willen des zurückgetretenen Ministerpräsidenten Saad Hariri, des Anführers der grössten sunnitischen Partei. 

Ob es Diab unter diesen Bedingungen gelingt, eine stabile Regierung zu bilden, ist offen. Zuletzt gab es Gerüchte, dass er kurz davor stehe, seine Mannschaft zu präsentieren. Zwischen 2011 und 2014 war der Elektroingenieur bereits Bildungsminister. Der Professor der Amerikanischen Universität in Beirut ist zwar kein Parteimitglied und entspricht somit – oberflächlich betrachtet – dem von der Protestbewegung aufgestellten Anforderungsprofil. Der 60-Jährige unterstreicht zudem auch immer wieder selbst, dass sein Kabinett nur aus unabhängigen Experten bestehen werde. 

Aus Sicht des libanesischen Politologen Imad Salamey ist Diab jedoch keineswegs ein unabhängiger Experte: «Er vertritt die Interessen des Hizbullah», sagt Salamey im Gespräch.