Sonntag, 01.10.2023 / 21:41 Uhr

Was steckt hinter dem neuen Iran Think Tank CMEG?

Von
Gastbeitrag von Kazem Moussavi

Bildquelle: Homepage CMEG

Ist der jüngst gegründete ThinkTank (CMEG) unter der Leitung Ali Fatollah-Nejads (Ex-DGAP und CASMII) eine Neuauflage von Adnan Tabatabais Carpo Bonn?

 

Ein von Iran International-TV in Zusammenarbeit mit der US-Nachrichtenplattform Semafor veröffentlichter Bericht hat die in den letzten Jahren von Hassan Dai in den USA, Kazem Moussavi in Deutschland und anderen publizierten Schilderungen eines Mullah-Lobbynetzwerks in Denkfabriken und politischen Zentren westlicher Regierungen, darunter Adnan Tabatabai (CarpoBonn) in der deutschen Politik offenbar bestätigt.

In dem Beitrag wurde enthüllt, dass die ursprüngliche Idee zur Bildung des "Iran Experts Project" von Saeed Khatibzadeh, einem ehemaligen Mitarbeiter der Mullah-Botschaft in Berlin, vorgeschlagen und schließlich von Teheran aus von Mustafa Turk Zarani, einem Mitglied der Revolutionsgarde, der auch als Generaldirektor des Büros für Politik und Internationale Studien des iranischen Außenministeriums agiert, organisiert und angeführt worden ist.

Neben der amerikanischen Iran-Lobby-Organisation NIAC (Trita  Parsi & Co.) wurde mit deren Hilfe in Europa eine Lobby-Organisation namens Casmii gegründet, um insbesondere antiamerikanische und antiisraelische "Linke" gegen vermeintliche Kriegstreiber gegen den Iran, gemeint sind Israel und die USA, zu mobilisieren und die Forderung nach Aufhebung von Sanktionen gegen das Terror-Regime im Iran zu verstärken.

Am 12.8.2008 warnte Ali Fatollah-Nejad in der Tageszeitung "Junge Welt" vor einem "Krieg vor Toresschluß? Wie in den USA über einen Angriff auf den Iran gedacht wird".

Dort ist zu lesen: "Ali Fathollah-Nejad ist Gründer und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der "Campaign Against Sanctions and Military Intervention in Iran" (CASMII, Kampagne gegen Sanktionen und eine militärische Intervention im Iran, campaigniran.org). Der Politikwissenschaftler kehrte vor wenigen Tagen von einem längeren Aufenthalt aus den USA zurück. Er sprach dort sowohl mit Befürwortern als auch mit Gegnern eines kriegerisch....".

"Ein professioneller Apologet"

Das Bündnis "Stop the Bomb" protestierte in einem Brief an die Friedrich-Ebert-Stiftung, die zu ihrer Iran-Konferenz ausgerechnet Fatollah-Nejad eingeladen hatte (22.4.2012):

"Fathollah-Nejad ist kein offizieller Vertreter des iranischen Regimes; Er ist jedoch ein professioneller Apologet davon. Auf der Website der Organisation "Campaign against Sanctions and Military Intervention in Iran“ (CASMII) wird Fathollah-Nejad als Mitglied des "Board of Advisors“ aufgeführt. Sie werden von ihm keine Kritik am iranischen Regime hören, denn es gehört zur offiziellen Politik des CASMII-Gründers Abbas Edalat (in London), die Islamische Republik nicht einmal scheinbar zu kritisieren. Die "Friedensaktivitäten“ von CASMII bestehen unter anderem in der Organisation von Treffen zwischen den terroristischen iranischen Revolutionsgarden und westlichen sogenannten Friedensaktivisten!".

 

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Bilder zusammengestellt vom Autor

 

"Dem Wissenschaftlichen Beirat von Casmii gehören an: Der Berliner Politikwissenschaftler Dr. Behrooz Abdolvand, der Marburger Afghanistan-Experte Dr. Matin Baraki, der Geschäftsführer der "Juristen gegen Atomwaffen (IALANA)" Reiner Braun, der Politikwissenschaftler und Beiratsgründer Ali Fathollah-Nejad, der Irak- Experte Joachim Guilliard, der Politik- und Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Mohssen Massarrat, der Bonner Entwicklungsforscher Prof. Dr. Ahad Rahmanzadeh, der Friedens- und Konfliktforscher Prof. Dr. Werner Ruf, die Grazer Völkerrechtlerin Dr. Yvonne Schmidt, der Sprecher der "Diplomaten für den Frieden mit der islamischen Welt" Dr. Arne Seifert, der Zürcher Strategie-Experte Prof. Dr. Albert Stahel und nicht zuletzt Prof. Dr. Udo Steinbach, langjähriger Direktor des Deutschen Orient-Instituts.", CASMII-Pressemitteilung, 20. August 2008

Der iranisch-britische Staatsbürger Abbas Edalat reiste von London nach Teheran, um an einem Workshop teilzunehmen, wurde im Iran vom Geheimdienst der Revolutionsgarde festgenommen, BBC, April, 2018.

"Für Menschenrechte und Dialog"

Wegen seiner Festnahme in Teheran wurden die Aktivitäten von Casmii u.a. in Deutschland angeblich eingestellt. Mehrere aktive Mitglieder und Funktionäre in Politik, Parteistiftungen, Gewerkschaften, Medien und Universitäten werben aber weiterhin im Sinne der vermeintlichen Verbesserung der "Menschenrechte" im Iran für den Dialog und die Kooperation mit dem Regime und unterstützen die Fortsetzung des Atom-Deals respektive die Aufhebung der Sanktionierung und die Verhinderung einer Terrorlistung der Revolutionsgarde in der EU.

"Ein offener Brief an Federica Mogherini und die europäische Notwendigkeit, das Atomabkommen mit dem Iran zu retten!". Dieser wurde unterschrieben u.a. gemeinsam von Adnan Tabatabai (Carpo Bonn), Ali Fatollah-Nejad (Ex-Casmii) und Trita und Rouzbeh Parsi von NIAC, 14.05.2018

Ali Fatollah-Nejad äußerte sich in letzter Zeit wiederholt als "Iran-Experte" und "Regime-Gegner" in deutschen Medien. Was zu einem Sinneswandel bei Fatollahnejad geführt haben sollte, der inzwischen zum Anwalt der Menschenrechte im Iran firmiert, ist rätselhaft und seine neue Rolle fragwürdig:

Für sie qualifiziert wäre Fatollah-Nejad erst, wenn er die Regime-Machenschaften von Casmii in Deutschland, die über die Jahre u.a. zur systematischen Diffamierung von iranischen demokratischen Regimechange-Oppositionellen beigetragen haben, aufzudecken bereit ist.

Neuer Think Tank

Es scheint dem Verfasser, dass, nach der Enttarnung des Beraters der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock, Adnan Tabatabai von Carpo Bonn im Jahr 2022, Ali Fatollah-Nejad nun ein Center for Middle East and Global Order (CMEG) mit sehr ähnlichen politischen Schwerpunkt-Themen für den Iran und den Nahen Osten gegründet hat. Dessen Studien erscheinen vorteilhaft für die aktuelle deutsche Iran-Politik. Denn diese betrachtet das klerikalfaschistische System im Iran als Stabilitätsfaktor in der Region, ungeachtet der Tatsache, dass es über dessen Hilfe für den Putins Invasionskrieg gegen die Ukraine hinaus in der Region mordet, Kriege anzettelt und Israel vernichten will.

Wie und aus welchen Quellen Fatollahnejads Institution, einschließlich deren Expert:innen und Mitarbeiter:innen, gefördert und finanziert wird, findet auch in dem fYoutube-Video keine Erwähnung.

Der Verfasser wurde aus zuverlässigen Quellen informiert, dass Funktionäre von CMEG-Ali Fatollah-Nejad wohl versuchen, bei den aktiven iranischen Protestgruppen in Deutschland für eine angebliche "oppositionelle" Arbeit und Vorreiterrolle Fatollah-Nejads im Kampf gegen die Mullahs zu werben, um diese Proteste für ihn einzunehmen und sie zu kontrollieren. Er berät laut Informationen auch die Bundestagsabgeordneten zu "Menschenrechtsfragen" im Iran.

 

Siehe auch: "Die deutsche Außenministerin sollte ihre Zusammenarbeit mit dem iranischen Lobbyisten Adnan Tabatabai beenden!".