Erinnerung an den Warschauer Aufstand

»Ob wir überleben würden«

Seite 3 – Hoffen auf die Alliierten

Mit ihrem eigenen Tod beschäftigten sich Białoszewski und seine Begleiter zum ersten Mal rund zwei Wochen später. »Auf einmal kam die Rede darauf, ob wir überleben würden«, heißt es an einer Stelle lapidar. Und tatsächlich war der Warschauer Aufstand ein Himmelfahrtskommando. Die ursprünglichen Planungen begannen zwar schon 1940, aber die von London aus operierende polnische Exilregierung und ihre »Heimatarmee« vor Ort, die Armia Krajowa (AK), rechneten sich nur bei Unterstützung von Seiten der Alliierten Chancen aus.

Diese blieb jedoch weitgehend aus. England, das 1940 fast allein gegen Deutschland kämpfte, lag hauptsächlich daran, die Sowjetunion als Bündnispartner zu gewinnen und überließ dem Land deshalb die »polnische Frage«, die zunächst mit dem Hitler-Stalin-Pakt beantwortet worden war. In dem Streit um die von Stalin annektierten ostpolnischen Gebiete plädierte Churchill für eine Kompromisslösung. Ganz unberechtigt erschienen ihm die sowjetischen Ansprüche auf das Land nämlich nicht, da es teilweise erst 1921 nach dem sowjetisch-polnischen Krieg an Polen gegangen war.

Aber der polnische Ministerpräsident Władysław Sikorski erklärte sich zu keinerlei Zugeständnissen bereit. Auf einen militärischen Sieg hatten er und seine Generäle es auch gar nicht abgesehen. Sie wollten vielmehr ein politisches Zeichen setzen und just den Moment abwarten, da die Nazis vor dem Rückzug und die Rotarmisten noch nicht vor den Toren Warschaus standen, um zuzuschlagen. So gedachte sich die Exilregierung, zu der Stalin mit dem »Polnischen Komitee der Nationalen Befreiung« schon eine Gegenregierung aus der Taufe gehoben hatte, als Herr im Haus zu präsentieren und die Souveränität der Nation zu ­wahren.