Erinnerung an den Warschauer Aufstand

»Ob wir überleben würden«

Seite 4 – Sympathien für die Deutschen

Als die Heimatarmee am 1. August zur »Stunde W« um 17 Uhr schließlich ungeachtet vieler interner Vorbehalte den offenen Kampf gegen die Besatzer begann, konnte sie auf rund 20 000 aktive Mitstreiter zurückgreifen. Zur Verfügung standen ihnen lediglich 39 schwere MGs, 2 400 Gewehre, 21 Panzerabwehrbüchen aus britischen Beständen und 36 000 Granaten. Zusätzlich warfen die Alliierten im Laufe der zwei Monate 600 Tonnen Waffen über Warschau ab. Zum Vergleich: Der griechische Widerstand erhielt ungefähr das Zehnfache. Trotz dieser schlechten Voraussetzungen errangen die Armia Krajowa und weitere gegen die Nazis kämpfende Verbände wie die kommunistische Armia Ludowa zunächst beeindruckende Erfolge. Bald schon aber begann sich die Übermacht der deutschen Truppen auszuwirken.

Neidvoll verfolgte Białoszewski mit einer Freundin deshalb die Meldungen im Radio über die Geschehnisse in Westeuropa: »Dass diese andere Front vorwärtskam. Dass Paris sich erhob. Vier Tage. Und schon war Paris frei.«

Die Situation der polnischen Aufständischen verglich er mit der Isolation der Juden, die ein Jahr zuvor den Aufstand im Warschauer Ghetto gewagt hatten, ohne dass sie Beistand erhalten hätten. Manche Polen bekundeten sogar offen Sympathien für die Aktionen der Deutschen. Als »Schufte« bezeichnet Miron Białoszewski in seinem Buch diejenigen seiner Landsleute, die den Nazis bei Erschießungen Beifall klatschten. In der Veröffentlichung von 1970 fielen auch diese Sätze der Zensur zum Opfer, wie ein Abgleich ergibt. Leider hat der Suhrkamp-Verlag die damaligen Eingriffe weder markiert noch kommentiert.