Fünf Kandidaten

Juche 2.0

Nach einem erfüllten, schöpferischen Leben im Dienst der DVRK möchte Kim Jong-il im Zuge der Wahlen die Verantwortung für die Geschicke des Landes aus seinen Händen geben. Fünf Kandidaten wollen sich der verantwortungsvollen Aufgabe stellen, dem Geliebten Führer nachzufolgen.

Kim Jong-nam
Der älteste Sohn des Geliebten Führers Kim Jong-il nahm zum Wohle des Volkes bereits größte Entbehrungen auf sich: Um die Dekadenz und somit auch die Schwäche der Bourgeoisie zu studieren, begab er sich 2001 auf eine mehrjährige Reise nach Japan und Macao, wo er hauptsächlich Bordelle und Casinos auskundschaftete. Zu diesem Zweck legte er sich eine falsche Identität zu und gab sich als Playboy aus. Diese Rolle konnte er dank seines großen Talents und der demonstrativ zur Schau gestellten Rolex-Uhren täuschend echt verkörpern. Sein geheimdienstliches Bravourstück gelang ihm in Tokio: Dort ließ er sich 2001 auf dem Weg nach Disneyland absichtlich in Besitz eines schlecht gefälschten Passes aufgreifen, der ihn als Bürger der Dominikanischen Republik auswies. Während des anschließenden, mehrtägigen Aufenthalts in ­einer Gefängniszelle gelang es ihm so, einen Eindruck von den menschenverachtenden Unterdrückungsmethoden der japanischen Imperialisten zu erhalten.
Zudem führte Kim Jong-nam als Leiter des »Computer-Komitees« des Landes von 1998 bis 2001 die überaus produktive, aber unter strenger Geheimhaltung stehende und deshalb vom feindlichen, kapitalistischen Ausland unbemerkt arbeitende IT-Industrie des Landes zu immer neuer Blüte. Seit 2007 ist Jong-nam zurück in seinem geliebten Vaterland, um den technologischen Vorsprung der DVRK vor anderen Nationen noch zu vergrößern. Kim Jong-nam kann so der DVRK den Weg in eine glorreiche digitale und virtuelle Zukunft weisen: Juche 2.0!

Kim Jong-chul
Der zweitälteste Sohn des Geliebten Führers Kim Jong-il ist wie sein Vater ein großer Freund und Kenner der Kunst. Jong-chul verfolgt dabei sogar die minderwertige kapitalistische Kulturproduktion. Mehrmals besuchte er Konzerte von Eric Clapton, dessen Kompositionen er Wohlwollen entgegenbringt, obwohl sie sich selbstverständlich nicht mit koreanischem Liedgut wie »Wir halten Granaten in unseren Händen« oder Re­volutions­opern wie »Eine wahre Tochter der Partei« messen können.
Seit 2007 ist Kim Jong-chul der stellvertretende Vorsitzende der Führungsabteilung der Par­tei der Arbeit Koreas. Die verleumderische Presse des imperialistischen Auslands behauptet, Kim Jong-chul sei »zu weich« für die verantwortungsvolle Aufgabe, die Nation zu führen. Doch kann der oberste Befehlshaber der DVRK überhaupt zu weich sein? Nein, vielmehr personifiziert der sanftmütige Jong-chul den Kern der Juche-Ideologie, dieser »neuen philosophischen Idee, in der der Mensch im Mittel­punkt steht« (Kim Jong-il). Jong-chuls weiche Erscheinung ist zudem unter Gesichtspunkten der Geschlechterpolitik geradezu avantgardistisch. So sagt der Geliebte Führer über seinen Sohn, dieser sehe feminin und »wie ein kleines Mädchen« aus. Während der reaktionäre Westen mit Propagandamaßnahmen wie dem Gender-Mainstreaming vorzutäuschen versucht, er sorge sich um die Befreiung der Geschlech­ter, schickt sich der androgyne Jong-chul an, die DVRK mit weicher Hand zu leiten und ihr eine Zukunft in den Farben des Regenbogens zu bescheren: Queer Juche!

Kim Jong-un
Er ist der jüngste Sohn des Geliebten Führers Kim Jong-il und der »Geschätzten Mutter«, Ko Jong-hi, »die dem Geliebten Führer, Genossen, Obersten Befehlshaber treu und loyal ergeben ist und ihm in größter, körperlicher Nähe beistand«, wie die Koreanische Volksarmee 2004 in einer Kampagne die Verdienste der Genossin Ko hervorhob. Jong-un ist also wie seine Brüder ein Kind der Revolution, im patriotischen Geist der Juche-Ideologie und der Songun-Politik erzogen.
Auf Anweisung der tragischerweise 2004 an Brustkrebs gestorbenen Geschätzten Mutter erhielt Kim Jong-un den Beinamen »König Morgenstern«. Angesichts des Titels mühte sich die verleumderische Presse in den imperialistischen Staaten vergeblich, die Familie Kim in den Ruf zu bringen, eine alleinherrschende Dynastie zu sein. Solche Intrigen durchschaut Jong-un jedoch schnell. Schließlich konnte er während seiner Zeit an einer internatio­nalen Schule in der Schweiz die manipulativen Methoden der gelenkten kapitalistischen Presse studieren. Unbeirrt wird er sich deshalb dafür einsetzen, einem Morgenstern gleich dem Vaterland den Weg in eine strahlende Zukunft zu weisen. Sein größter Förderer ist dabei der Geliebte Führer höchstpersönlich, der Jong-un im Januar für seine Nachfolge empfohlen hat, im Wissen darum, dass sich in der Person seines 25jährigen Sohnes der Tatendrang der Jugend und die Kenntnis der bewährten, revolutionären Juche-Ideologie aufs Trefflichste zum Wohl des Volkes miteinander verbinden: Jung mit Juche!

Kim Ok
Sie vereint in ihrer Person die Liebe zum Volk und zum Geliebten Führer. Seit den achtziger Jahren unterstützt sie Kim Jong-il als Privatsekretärin dabei, der DVRK weiterhin den Weg der Revolution zu weisen. Im Jahr 2006 machte ihr der Geliebte Führer das größte Geschenk, das einer Genossin gemacht werden kann: Er ehelichte sie. Wo andere Frauen, denen dieses unbeschreibliche Glück zuteil würde, den großen Wunsch hegen würden, die ungeteilte private Aufmerksamkeit des Geliebten Führers zu erhalten, zeigte die Genossin Kim Ok dank ihres einwandfreien Charakters keine derartigen bourgeoisen Regungen. Sie stand unermüdlich an der Seite Kim Jong-ils und begleitete ihn auf zahlreichen Inspektionen. So konnte sie sich mit dem Geliebten Führer vom herausragenden Zustand der industriellen und militärischen Anlagen der DVRK überzeugen. 2006 begleitete Kim Ok ihren Mann auf einem Staatsbesuch in China. Dort traf sie nicht nur den chinesischen Präsidenten Hu Jintao, sondern erhielt auch Einblick in die Verfehlungen der nicht an den Grundsätzen der Juche-Ideologie orientierten Politik des Nachbarlandes.
Dass Kim Ok, ehemals eine einfache Sekretärin, sich nun darum bewerben kann, das wichtigste Amt des Landes zu bekleiden, zeigt: Die politische Macht in der DVRK liegt in der Hand des Volkes. Kim Ok ist so ein leuchten­des Beispiel für die Werktätigen – von der Schreibkraft zur Geliebten Führerin. Kim Ok beweist: Juche – für jedermann!

Chang Sung-taek
Er hat sich bereits bewährt. Um dessen ­Fähigkeiten auf die Probe zu stellen – und nicht aus Krankheitsgründen, wie imperialistische Propagandisten berichteten –, überließ der Geliebte Führer seinem Schwager Chang Sung-taek im November 2008 die Geschicke der DVRK. Dieser erfüllte die Aufgabe in voller Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Juche-Ideologie. Das verwundert nicht, schließlich besuchte Chang zwischen 1969 und 1972 die nach dem großen, revolutionären Führer benannte Kim Il-sung Senior High School. Zudem steht ihm in der Person der jüngeren Schwester des Geliebten Führers, Kim Kyong-hui, eine aufopferungsvoll für das Wohl der DVRK arbeitende Ehefrau zur Seite: Sie bekleidet das anspruchsvolle Amt der Ministerin für Leicht­industrie.
Gerade jetzt, wo die Feinde der DVRK wie die US-Außenministerin Hillary Clinton der friedliebenden koreanischen Nation unverhohlen drohen, bedarf es eines Mannes, der die Errungenschaften der Revolution sichern und verteidigen kann. Die nötigen Kenntnisse hierzu hat sich Chang als Befehlshaber der polizeilichen Sicherheitskräfte angeeignet, die das Volk unter seiner Leitung verlässlich vor den schädlichen Unterwanderungsversuchen durch das kapitalistische Ausland bewahrt haben. Niemand könnte deshalb besser als Chang gewährleisten, dass das Sicherheitsbedürfnis des koreanischen Volkes, dem der Geliebte Führer bereits mit beeindruckenden Grenzanlagen Sorge trägt, weiterhin befriedigt wird. Damit es auch in Zukunft heißt: Juche – aber ­sicher!