»Verdi ist der angenehmere Verhandlungspartner«

Im Berliner Kino Babylon führen Beschäftigte seit langem einen Arbeitskampf und organisieren sich dabei in der anarchosyndikalistischen FAU. Jetzt will der Arbeitgeber des Babylon der FAU untersagen, sich Gewerkschaft zu nennen. Ein Anruf bei Lars Röhm von der FAU.

Sie sind Gewerkschaftssekretär der FAU?

Nun, das war ich bis vor kurzem. Jetzt bin ich einfach Sekretär.

Weil sich die FAU nach einer »einstweiligen Verfügung« nicht mehr »Gewerkschaft« nennen darf?

Ja, die Babylon-GmbH will feststellt haben, dass wir nicht tariffähig seien und daher, so die Argumentation der Anwälte des Babylon, sei man auch keine Gewerkschaft. Es gibt dazu aber noch keine endgültige Entscheidung.

Was bedeutet »tariffähig«?

Üblicherweise wird die Tariffähigkeit angezweifelt, wenn etwa eine christliche Gewerkschaft Tarifverträge für Bereiche ausgehandelt, in der sie keine Mitglieder hat. Wenn es aber um die FAU geht, ist das absurd, weil wir eine Basisorganisation sind.

Welche Rolle spielt Verdi beim Arbeitskampf im Babylon?

Als die FAU mit der Belegschaft einen Haustarif ausgearbeitet hatte, wollte die Geschäftsführung nicht mit der FAU verhandeln. Und dann trat plötzlich Verdi auf den Plan. Verdi ist für die Geschäftsführung der angenehmere Verhandlungspartner, denn die waren im Betrieb kaum vertreten. Wir haben versucht, mit Verdi zusammenzuarbeiten, aber nach meiner persönlichen Einschätzung hat Verdi von Anfang an vorgesehen, dass Verdi den Tarifvertrag aushandelt und die FAU sich dem einfach anschließt.

Wenn die Argumentation, die hinter dieser Verfügung steht, juristisch Bestand hat, bedeutet das, dass man keine alternativen Gewerkschaften mehr aufbauen kann, oder?

Genau, weil man dann schon immer eine tariffähige Gewerkschaft sein muss und sich nicht erst zu einer entwickeln kann.

Hat Verdi denn Interesse daran, dass das so bleibt?

Das ist vorstellbar, dann bekommen die DGB-Gewerkschaften keine missliebige Konkurrenz.