»Eigentlich bräuchten wir eine Revolution«

Die Berliner Landeswahlleiterin hat kürzlich die Liste der zur Wahl zum Abgeordnetenhaus im September zugelassenen Parteien vorgelegt. Gleich drei Parteien treten für das Wohl älterer Menschen an: die Grauen, die Grauen Panther und die Rentnerinnen- und Rentner-Partei (RRP). Holger Kleemann, der Berliner Landesvorsitzende der RRP, gibt Auskunft.

Was unterscheidet Ihre Partei von den Grauen und den Grauen Panthern?
Im Grunde genommen sind wir alle Splitterparteien. Das ist ein Problem. Wir versuchen, uns mit Gleichgesinnten zusammenzutun.
Man nimmt die RRP als monothematische Partei für alte Menschen wahr. Haben Sie denn auch Jüngeren etwas zu bieten?
Wir sind keine Mono-Partei. In Bremerhaven konnten wir in die Bürgerschaft einziehen, Erfolge zeigen sich.
Was sagen Sie beispielsweise zur Drogen- oder Verkehrspolitik?
Wir wollen vor allem das Bildungssystem umbauen und die Krankenversicherung. Aber den Rentnern geht es eben bescheiden, die Altersarmut wird noch zunehmen. Dagegen muss man etwas tun. Wie steht es um Ihre Alterversorgung?
Da mache ich mir durchaus Sorgen.
Sehen Sie. Auch in der Pflegeversicherung muss etwas geschehen.
Was sind Ihre Vorschläge für die Pflegeversicherung?
Man muss sie auf völlig neue Beine stellen. Es geht nicht an, dass illegale Beschäftigungsverhältnisse entstehen. Es darf auch nicht sein, dass Menschen in Altersheime abgeschoben werden, die nur noch Todeswartestationen sind. Hier greift eins ins andere: Wer kranke, alte Eltern pflegen will, findet keinen bezahlbaren Wohnraum mehr.
Was soll sich im Bildungssystem ändern?
Wir brauchen eine gute Ausbildung und danach gut bezahlte Jobs. Und die Ein-Euro-Jobs müssen weg. Die führen in die Altersarmut. Es kann nicht angehen, dass man 40 Jahre arbeitet und dann Flaschen sammeln muss, um über die Runden zu kommen. Seit Einführung des Euro mussten Rentnerinnen und Rentner einen Kaufkraftverlust von 46 Prozent hinnehmen. Eigentlich bräuchten wir eine Revolution. Ehrlich.
Um zur Wahl antreten zu dürfen, braucht Ihre Partei aber noch 2 200 Unterschriften von Unterstützern.
Wenn wir das noch schaffen würden! Es ist ein Problem, die Rentner davon zu überzeugen, ihre Unterschrift abzugeben.
Muss man als Parteimitglied Rentner sein?
Ganz und gar nicht. Sie sind ja der zukünftige Rentner.