Hey Boss, ich brauch mehr Geld

Peer Steinbrück hat bei seiner Vortragsrundreise durch die Sparkassen der Republik nicht nur Geld verdient, er hat auch etwas gelernt: »Nahezu jeder Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen verdient mehr als die Kanzlerin.« Als Einstieg in Tarifverhandlungen will er das nicht verstanden wissen. »Ich habe mitnichten gefordert, das Kanzlergehalt zu erhöhen«, sagte Steinbrück am Wochenende. Warum ausgerechnet Manager als Vergleichsgruppe herangezogen werden, erläuterte er nicht. Es kämen ja auch andere Berufe in Frage. Früher wollten viele Staatsmänner als Philosophen gelten, und wer glaubt, das passe nun wirklich nicht zu unseren Politikern, sollte bedenken, dass man für diesen Job heutzutage, wie Peter Sloterdijk beweist, weder Geist noch eine Idee braucht. Und schlecht verdient Sloterdijk nicht. Betrachtet man die wirklichen Aufgaben von Po­litikern, sollte man Referenzpersonen allerdings in der Unterhaltungsbranche suchen. Und tatsächlich: Madonna verdient viel mehr als Merkel. Vergleicht man die Leistung der beiden Entertainerinnen, erscheint das so ungerecht aber nicht. Steinbrück erinnert ein wenig an Gene Hackman, dessen Vermögen auf 50 Millionen Dollar geschätzt wird. Aber Hackman ist ein guter Schauspieler, Steinbrück hingegen versagte schon als Finanzministerdarsteller und macht auch als Kanzlerkandidatenmime keine gute Figur. Nicht einmal den Sozi nimmt ihm das Publikum ab, und das ist nun wirklich eine anspruchslose Rolle. Vielleicht sollte Steinbrück Nachhilfestunden bei Gabriel nehmen, nicht bei Sigmar, sondern bei Gunter, dessen Song »Hey Boss, ich brauch mehr Geld« als Hymne der guten alten sozialdemokratischen Knarzigkeit gelten kann.
Es ist bezeichnend, dass immer wieder Schauspieler und Popstars in der Politik erfolgreich sind, aber noch nie ein ehemaliger Politiker Karriere in der Unterhaltungsbranche machen konnte. Diese Tatsache lässt erkennen, in welchem der beiden Tätigkeitsbereiche Talent und Können erforderlich sind. So betrachtet ergibt der Vergleich mit den Managern Sinn. Politiker können problemlos Manager werden und umgekehrt geht es auch, obwohl niemand ernsthaft behaupten kann, dass Gerhard Schröder etwas von Pipelines oder der Unternehmer und derzeitige CDU-Abgeordnete Frank Steffel etwas von Politik versteht. Darauf kommt es aber auch gar nicht an. Psychologischen Studien zufolge zeichnen sich erfolgreiche Manager unter anderem durch Starrsinn, diktatorische Neigungen, oberflächlichen Charme, Unehrlichkeit, Egozentrik und Mangel an Empathie aus. Erfolgreiche Politiker unterziehen sich solchen Untersuchungen nicht, doch darf man annehmen, dass es sich bei ihnen ähnlich verhält. An seinem öberflächlichen Charme muss Steinbrück allerdings noch arbeiten.