»Wir brauchen die Quote«

Am 21. März findet in Deutschland der Equal Pay Day statt, ein Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen. Simone Denzler vom Netzwerk »Business and Professional Women Germany« erklärt, worum es geht.

Am Donnerstag dieser Woche findet der Equal Pay Day statt. Wieso an genau diesem Tag?

Weil das rein rechnerisch genau der Tag ist, an dem Frauen so viel Geld verdient haben wie Männer am 31. Dezember des Vorjahres. Die Lohnlücke liegt bei 22 Prozent. Frauen müssen also für denselben Lohn knapp drei Monate länger arbeiten.

Warum ist das so?

Die Ursachen sind sehr vielfältig und bedingen sich gegenseitig, aber man kann es in drei wesentlichen Punkten zusammenfassen: Frauen fehlen in gutbezahlten Führungspositionen, arbeiten häufig Teilzeit und nicht zuletzt werden Berufe, die hauptsächlich von Frauen ausgeübt werden, schlechter bezahlt. Dazu gehören auch die Gesundheitsberufe, die wir in diesem Jahr exemplarisch in den Fokus genommen haben.

Liegt es nicht auch einfach daran, dass wir in einer patriarchalen Gesellschaft leben und dass die meisten Männer nicht bereit sind, ihre gesellschaftlichen Privilegien abzugeben?

Ganz so einfach ist es vielleicht nicht, aber es ist schon noch immer so, dass die Arbeitswelt auf Männerbiographien zugeschnitten ist. Erwerbsunterbrechungen werden bestraft und der Stundenlohn bei Teilzeitbeschäftigungen ist oft deutlich geringer als bei Vollzeit, obwohl die Arbeit, die gemacht wird, ja nicht schlechter ist.

Sie haben auch erwähnt, dass es zu wenige Frauen in Führungspositionen gibt. Brauchen wir also eine Quote?

Ja, wir brauchen eine Frauenquote, um die fast hundertprozentige Männerquote aufzubrechen. Ohne Quote kommen die Veränderungen einfach zu langsam oder werden vielleicht auch gar nicht.

Lässt sich erklären, warum Deutschland im europäischen Vergleich in Sachen Entgeltgerechtigkeit besonders schlecht abschneidet?

Wir gehen davon aus, dass es daran liegt, dass in Deutschland die Rollenstereotypen besonders gefestigt sind. In keinem anderen Land arbeiten Frauen zum Beispiel öfter in Teilzeit. Das deutet darauf hin, dass Frauen hier noch immer nicht die gleichen Zugangschancen auf dem Arbeitsmarkt haben, weil sie immer noch die Hauptzuständigen für die Familie, aber auch für die Betreuung von Kindern, Alten und Kranken sind.