Ein Rapper mit islamisch-fundamentalistischen Tendenzen soll im Pariser Bataclan auftreten

Jihad im Bataclan

Der geplante Auftritt des französischen Rappers Médine am Ort des Anschlags vom 13. November 2015 sorgt für Proteste von Rechten. Der Musiker sieht sich als Opfer von Islamophobie und verteidigt seine Musik als gezielte Provokation.

Kommt es zum Krieg der Kulturen, zum Zusammenstoß von Kreuzzüglern und Jihad-Fans, zum Kampf zwischen den Fundamentalisten – und das an einem symbolträchtigen Ort? Ein Szenario, das dieser Tage in Frankreich diskutiert wird. Es geht um ein Konzert im Pariser Konzertsaal Bataclan. Dort soll am 19. und 20. Oktober dieses Jahres der aus Le Havre stammende 35jährige Rapper Médine Zaouiche auftreten. Kurz nachdem der Programmpunkt bekannt wurde, folgten Forderungen, das Konzert abzusagen. Ein bärtiger Rapper mit islamisch-fundamentalistischen Tendenzen, so hieß es, verhöhne die Opfer des Attentats im Bataclan, das knapp drei Jahre zuvor weltweit für Entsetzen sorgte: Am 13. November 2015 hatten drei jihadistische Täter in dem Konzertsaal 90 Menschen während eines koordinierten Anschlags ermordet, bei dem insgesamt 130 Menschen starben.

Allen voran forderte Marine Le Pen, Vorsitzende der Partei Rassemblement National (RN), ehemals Front National, auf Twitter die Absage des Konzerts und begrüßte die Kampagne »Kein Médine im Bataclan« (#Pas­DeMédineAuBataclan). Ihr folgten der rechtskonservative Abgeordnete Eric Ciotti, aber auch der seit kurzem amtierende Vorsitzende des sozialdemokratischen Parti Socialiste (PS), Olivier Faure, sowie die Emmanuel Macron nahestehende Abgeordnete Aurélie Berger mit ablehnenden Stellungnahmen zu dem geplanten Auftritt. Vertreter der Regierung äußerten sich hingegen sehr viel vorsichtiger. Premierminister Edouard Philippe verwies auf die Freiheit der Kunst und betonte, es sei Sache der Veranstalter, zu entscheiden, welchen Künstlern sie eine Bühne bieten wollten, solange dies im Rahmen geltender Gesetze geschehe und die öffentliche Sicherheit nicht gefährde. Innenminister Gérard Collomb fügte hinzu, er behalte sich ein Verbot vor, sollte die öffentliche Sicherheit beeinträchtigt sein.

»Assimilation, was ist das? Das bedeutet, seine ethnische, soziale und religiöse Herkunft abzulegen. Dass du ein Light-Muslim wirst oder ein Afrikaner, der sich die krausen Haare glättet, der ein bisschen den Schwuli gibt.« Médine Zaouiche

Einen Anlass dazu könnte es geben: So ruft Damien Lefèvre alias »Damien Rieu«, einer der Protagonisten der neofaschistischen »identitären Bewegung«, zu einer Demonstration vor dem Bataclan am 19. Oktober auf. Und tönt, direkt an Médine gerichtet: »Dein Konzert wird niemals stattfinden! Du wirst nicht das Andenken der Opfer beschmutzen.« Am 14. Juni entrollten Aktivisten der Jugendorganisation Génération identitaire ein Transparent vor dem Eingangsbereich des Konzertsaals, das die Aufschrift trug: »Keinen islamistischen Rapper im Bataclan!«