Die Rehabilitierung faschistischen Denkens

Altes Denken, neue Rechte

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Dabei sind die Grenzen zum historischen Faschismus schnell überschritten: Zeitgeistige Kommunikationsforen wie etwa ein Blog der identitären ­Bewegung, »Metapolitika«, propagieren beispielsweise den unzweifelhaft ­faschistischen Philosophen Julius Evola. Diese hierzulande bisher eher unbekannte Gestalt wurde auch von einem der einflussreichsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, von Martin Heidegger, zustimmend rezipiert. Mehr noch: Die italienischen Rechtsextremen beziehen sich bewusst auf den historischen Faschismus. Die mittlerweile zur Partei gewordene neofaschistische Bewegung Casa Pound benennt sich nach dem modernen US-amerikanischen Dichter Ezra Pound (1885–1972), der, bei aller Progressivität seiner Dichtung im Formalen, zum ­Faschisten wurde. Er hielt die Juden für die Urheber des Zweiten Weltkriegs.

In der Nachfolge vor allem Oswald Spenglers legte Evola, der den Faschismus Benito Mussolinis von »rechts« kritisierte, eine seit mehr als 2 000 ­Jahre währende Verfallsgeschichte vor, die durch die ständige Aufhebung und Destruktion aller Transzendenz­bezüge seit der griechischen Sophistik gekennzeichnet sei.