Die antiisraelische BDS-Bewegung erregt mit wenig Aufwand Aufmerksamkeit

Viel Lärm mit wenig Aufwand

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Mögen Hans Mörtter und der Städtepartnerschaftsverein auch nicht ex­plizit die BDS-Bewegung unterstützen, so machen sie sich doch mit deren Zielen gemein, die auch in der Ausstellung formuliert werden: Der jüdische Staat soll mit Boykotten, mit einem Kapitalabzug und mit Sanktionen überzogen werden – all dies im Namen der Menschenrechte und der Zivilgesellschaft, versteht sich.

Dass das nur eine Camouflage historischer Boykottaufrufe gegen Juden darstellt und die BDS-Bewegung antisemitisch ist, haben nicht nur die CDU, die Berliner SPD, die Grüne Jugend sowie die Städte München, Frankfurt und Berlin erklärt, sondern kürzlich auch der nordrhein-westfälische Landtag und der Berliner Verfassungsschutz.

Die Bewegung ist in Deutschland bislang deutlich kleiner als etwa in Großbritannien und in den USA, wo sie vor allem an den Universitäten stark präsent ist und immer wieder »Anti-Apartheid-Wochen« veranstaltet, Vorlesungen mit israelischen Wissenschaftlern sabotiert sowie jüdische und proisra­elische Studenten drangsaliert. Dass sie gleichwohl auch hierzulande immer öfter von sich reden macht, liegt unter anderem daran, dass sie für ihre Aktivitäten nicht viel Personal benötigt. Aufrufe an Musiker etwa, das Festival »Pop-Kultur« in Berlin zu boykottieren, weil die israelische Botschaft in Deutschland die Veranstaltung mit einem geringen Reisekostenzuschuss für israelische Künstler unterstützt, sind mit geringem Aufwand zu bewerkstelligen.

Wenn daraufhin mehrere Bands tatsächlich abspringen, wie in den vergangenen beiden Jahren geschehen, ist das Echo umso größer. Auch für das Niederbrüllen des Berliner Kultursenators Klaus Lederer (»Die Linke«), der sich der BDS-Bewegung widersetzt, und der israelischen Schriftstellerin Lizzie Doron auf der Eröffnungsveranstaltung der diesjährigen »Pop-Kultur« brauchte es nicht viele Aktivisten. Das Gleiche gilt für die Störung der Vorführung eines israelischen Films über die Shoa Anfang Oktober im Berliner Kino ­»Babylon«. Zwei BDS-Vertreter entrollten vor der Leinwand ein Transparent mit der Aufschrift »No culture in whitewashing Apartheid« und riefen anti­israelische Parolen. Einer davon war der hinlänglich bekannte Ronnie Barkan, ein antizionistischer Israeli, der bereits im Juni 2017 gemeinsam mit zwei ­Mitstreitern eine Veranstaltung an der Humboldt-Universität mit der Shoa-Überlebenden Dvorah Weinstein und der israelischen Parlamentsabgeord­neten Aliza Lavie erheblich gestört hatte.

Schon die Aggressivität, mit der BDS-Aktivisten vorgehen und die wie in Köln immer wieder auch in Handgreiflichkeiten und Tumulten mündet, ­widerlegt deren Behauptung, BDS sei eine gewaltfreie Bewegung. Doch einen Antisemitismus ohne Gewalt gibt es ohnehin schon per definitionem nicht. Viel zu oft wird BDS vor allem vorgeworfen, an einer Diskussion nicht interessiert zu sein, dabei sind die Ziele der Organisation indiskutabel.