»Once Upon a Time in Hollywood«

Als im Kino noch geklatscht wurde

Seite 3 – Historiographie des Kinos

Dabei ist Tarantino kein Gauner, sondern gewissermaßen ein Historiograph des Kinos. Vor allzu offensichtlichen Anspielungen auf Leone muss man sich dieses Mal eh nicht fürchten, 1969 ist endgültig das letzte Jahr des alten Hollywood, Tarantinos Film erinnert vielleicht deshalb dieses Mal dank Jump Cuts und (selbst für ihn) ungewöhnlicher Erzählweise an französisches Kino á la Godard (den Tarantino verehrt) oder an Episodenfilme des New Hollywood.

Mit »Once Upon a Time in Hollywood« macht Tarantino seine Methode, Filme über Filme zu drehen, endlich explizit, indem er an den Ort geht, wo tatsächlich gedreht wird. Implizit ist sein ganzes Œuvre voll von diesen Anspielungen: »Pulp Fiction« war ein Gangster-Flick, »Jackie Brown« ein Heist-Movie mit Anklang an »Foxy Brown« (1974), »Kill Bill« enthielt Anspielungen auf Kung-Fu-Filme, den Film Noir und den Western. Tarantino, ein wahrhaft und im besten Sinne des Wortes postmoderner Regisseur, klaubt sich das zusammen, was ihm gefällt, und entweiht es, indem er ihm gleichzeitig Respekt zollt.

Hollywood wird hier aber auch als Ort groß in Szene gesetzt, genauso wie die sich dem Ende zuneigenden sechziger Jahre. Kaum eine Einstellung kommt ohne gemalte Filmposter, bunte Zeitschriften, quietschige Plakate oder grelle Neonreklame aus. Eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse, bestehend aus Rock ’n’ Roll, Gerede im laufenden Fernsehen und Telefonklingeln, bestimmt die Tonspur. Es ist die Zeit, als man noch nachmittags ins Kino ging und das Publikum klatschte, wenn ihm etwas gefiel, das auf der Leinwand geschah.