»Once Upon a Time in Hollywood«

Als im Kino noch geklatscht wurde

Seite 2 – Mythos des Filmemachens

Da klingelt was? Exakt. Wir befinden uns im Jahr 1969, nördlich von Beverly Hills am Cielo Drive, wo am 8. August Susan Atkins, Charles Watson, Patricia Krenwinkel und Linda Kasabian, vier Mitglieder der Manson Family, aufgepeitscht durch ihren Guru Charles und die Musik der Beatles sich aufmachten, um »Pigs« zu töten, und am Ende die Schauspielerin Sharon Tate und ihre Freunde ermordeten. Der Film heißt »Once Upon a Time in Hollywood«, doch die Manson-Morde, auf die der Film Bezug nimmt, sind tatsächlich passiert und kein Märchen, wie der Titel suggeriert.

Cliff Booth (Brad Pitt) ist nur noch der Chauffeur und nicht mehr Stunt-Double seines Chefs, seit die Rollen knapp geworden sind.

Bild:
Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Tarantino ist kein Gauner, sondern ein Historiograph des Kinos.

»Once Upon a Time in Hollywood«? Das gab es doch schon mal! Dass Tarantino ein manischer Fan der Filme von Sergio Leone ist, kann als bekannt gelten. Und der hat gleich zwei Filme gemacht, deren Titel mit »Once Upon a Time« beginnen: »Es war einmal im Westen« (Verleihtitel: »Spiel mir das Lied vom Tod«) und »Es war einmal in Amerika«. Manche Fan des Originale tadeln gern, dass Tarantinos Filme ein bloßer Abklatsch dieser Italo-Klassiker seien, dabei sind sie kluge Aneignungen und Variationen der Dialoge und Kameraeinstellungen der Filme. Tarantino, der nie eine Filmschule besucht hat, lernte einfach direkt von den Großen, indem er sich ihre Arbeiten immer und immer wieder anschaute. Natürlich hinterlässt das Spuren.

Leone interessierte sich für den Mythos des Wilden Westens und gab ihm einen europäischen Dreh. Tarantino interessiert sich für den Mythos des Kinos und des Filmemachens, und um diesem auf die Schliche zu kommen, muss er sich ihm mit Haut und Haaren hingeben. Die Liebe des Regisseurs zum Material, die ihn zur Nachahmung anstiftet, wird von den Kritikern gern mit bloßem Diebstahl verwechselt.