Von Moskau nach Beirut
Die sowjetische Propaganda (1918–1983)
In der Sowjetunion fanden sich die Juden ab 1918 im Zentrum des Bürgerkriegs wieder. Die Weiße Armee, ebenso wie die autonomen antibolschewistischen Banden, sahen in ihnen die Hauptschuldigen für die Revolution und massakrierten sie daher zu Zehntausenden. Sie trieben sie so in die Arme der neuen Macht, was gewisse Parallelen zu dem hat, was ein Vierteljahrhundert später im nazifizierten Europa geschehen sollte. So wurden die Juden meist unfreiwillig zu Unterstützern des kommunistischen Regimes. Für Lenin war wohlbemerkt der Antisemitismus ein Symbol für die Niedertracht des Bürgertums, weshalb dessen »Ausrottung« in den zwanziger Jahren zur Staatsangelegenheit wurde. Aufklärungskampagnen wechselten sich mit öffentlichen Prozessen ab, es war riskant, sich als Antisemit zu dekuvrieren, auch wenn Millionen von Russen der guten alten Zarenzeit mit der Leidenschaft entthronter Adliger nachtrauerten. Einerseits konnten die Juden zu dieser Zeit, wie andere ethnische Minderheiten auch, ihre russische oder jüdische Nationalität frei wählen und ihre jiddische Kultur ausleben. Andererseits waren sie, wie alle Sowjetbürger, einer antireligiösen Propaganda ausgesetzt. In ihrem Fall ging diese jedoch mit dem antizionistischen Kampf einher, der die Schaffung eines »autonomen jüdischen Gebiets« in Sibirien, im fernen Birobidschan, erleichtern sollte.
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