Über »S/t« von Cloud Management

Über den Wolken

Platte Buch Von

In schöner Regelmäßigkeit veröffentlicht das Leipziger Label Altin Village & Mine – das im vergangenen Jahr sein immerhin schon 20. Jubiläum gefeiert hat – nischige Platten, die die Grenzbereiche elektronisch-experimenteller Musik ausloten. Die neueste Veröffentlichung ist dabei das »s/t« (die englische Abkürzung für »self-titled«) genannte Debütalbum von Cloud Management, einer Kollaboration von Thomas Korf und Sebastian Kokus, die man von ihrer gemeinsamen Tätigkeit bei Love-Songs kennt, sowie Ulf Schütte (Phantom Horse, Datashock). In Anbetracht dessen, wer hier zusammenkommt, kann man also getrost von einer Supergroup sprechen.

Der Sound der drei Musiker wird im wesentlichen durch warme, ­modulare Synthesizern erzeugt, die retro, aber nicht antik klingen. Hinzu kommen die markanten Bassfiguren von Kokus. Repetitive Melodien fräsen sich dabei immer wieder mit Hilfe stoischer Beats ganz sanft ins Hirn ein. Das ganze erinnert bei Songs wie »­Cosmoposition« und »Zielgroup« an eine ­zeitgemäße Variante krautrockiger Eskapaden wie bei Cluster, deren Einfluss man mehr als nur einmal heraus­zuhören meint. Nur, dass es im Falle von Cloud Management deutlich rhythmischer und damit zuweilen auch tanzbarer zugeht als einst bei den Westberliner Urgesteinen. Wobei atmosphärische Klanglandschaften wie bei »Große Wolke« aller Rhythmik zum Trotz nicht zu kurz kommen. Songtitel wie »Kolibri Vintage«, »Zielgroup« oder »Der größte Pfirsich der Welt« spielen ganz offensichtlich auf den Krautrock an.

»Wo ist hier?« haben Die Sterne 1999 zur Hochzeit von Electronica auf ihrem gleichnamigen Album gefragt. Die Weitläufigkeit, die Cloud Management mit ihrem Sound erzeugen, lässt einem die Frage von damals wieder in den Sinn kommen. Denn ein Hier und Jetzt gibt es bei Cloud Management nicht mehr. Dafür aber einen Klangkosmos, der ­jedes Bedürfnis nach örtlicher und zeitlicher Gebundenheit aufzuheben vermag.

Cloud Management: S/t (­Altin Village&Mine)