Tove Soiland und ihr Buch über »Sexuelle Differenz«

Das neue Geschlechterregime

2003 löste Tove Soiland den sogenannten Gender-Streit aus, nun sind einige ihrer Texte in einem Sammelband erschienen. Ausgehend von Jaques Lacan und Luce Irigaray kritisiert sie darin das Geschlechterverhältnis, ohne bei Fragen nach Repräsentation stehenzubleiben.

In den vergangenen Jahren hat sich bei vielen linken und feministischen Zusammenschlüssen eine eher ungewöhnliche Praxis durchgesetzt: die Pronomenrunde. Ob bei der persönlichen Vorstellung, im Chat oder beim Profilnamen in sozialen Medien, eine wachsende Zahl an Personen sieht sich dazu veranlasst, ihren Mitmenschen explizit über das eigene Geschlecht Auskunft zu geben. Für die einen ist die Pronomenrunde eine hilfreiche Unterstützung im Zuge ihrer Geschlechtsangleichung, für die anderen spielt sie dahingehend eigentlich keinerlei Rolle. Sie bietet aber auch eine Gelegenheit, die eigene, vermeintlich geschlechter­reflektierende Tugendhaftigkeit zu demonstrieren.

Nach der Lektüre von Texten der schweizerischen feministischen Theo­retikerin Tove Soiland ist man geneigt, die Frage nach dem Sinn von solcherlei Sprachpraktiken auf eine bei jüngeren Feministinnen vermutlich eher unpopuläre Weise zu beantworten. Die Pronomenrunde könnte womöglich schlicht Ausdruck der gegenwärtigen Sexualkultur sein, »in der wir beständig dazu aufgerufen sind, alle Facetten unseres intimsten Seins offen und schamlos zu entfalten«. Neun ihrer Texte sowie drei Interviews sind nun im von der Sozialwissenschaftlerin Anna Hartmann herausgegebenen Sammelband »Sexuelle Differenz. Feministisch-psychoanalytische Perspektiven auf die Gegenwart« erschienen.

Eine Pronomenrunde könnte womöglich schlicht Ausdruck der gegenwärtigen Sexualkultur sein, »in der wir beständig dazu aufgerufen sind, alle Facetten unseres intimsten Seins offen und schamlos zu entfalten«.

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