Wie Wolfgang Pohrt an der deutschen Linken verzweifelte

Am Ende half nur noch Tarantino

Post von Pohrt: Der elfte und letzte Band der Werkausgabe enthält die Korrespondenz, die der Gesellschaftskritiker Wolfgang Pohrt mit prominenten linken Intellektuellen führte.

Mitunter werden selbst E-Mails zur Flaschenpost. Im März 2012 schreibt Wolfgang Pohrt an Jürgen Elsässer: »Diese Deutschnationalen und Antiimpis sind doch einfach nur verwahrlost. Wo die sind, bin ich nicht.« Ob Pohrt wusste, dass der Adressat zu dem Zeitpunkt schon längst dabei war, endgültig die Fronten zu wechseln beziehungsweise sie zu vereinen, ist nicht überliefert, sein Urteil über dieses Milieu aber war aber so vernichtend wie prophetisch. Vermutlich hätte es ihn deshalb auch nicht überrascht, dass sich Rechtsextreme und »Antiimpis«, erweitert um Verschwörungsideologen, ein gutes Jahrzehnt später im »Manifest für den Frieden« vereinigt haben.

Die Mail, aus der das Zitat stammt, ist in dem kürzlich in der Edition Tiamat erschienenen elften und letzten Band der Werkausgabe enthalten. Er trägt den Untertitel »Briefe & Mails 1976–2016«. Anlass für das Schreiben war nach Angaben des Herausgebers Klaus Bittermann eine Anfrage Elsässers, ob er einen Auszug aus Pohrts Buch »Kapitalismus Forever« in seinem Magazin Compact veröffentlichen könne, »was Pohrt aber nach einem Blick in Elsässers Zeitschrift ablehnte, unter anderem weil dort Thilo Sarrazin veröffentlicht hatte«. In diesem Umfeld wollte Pohrt nicht erscheinen. Auch die Anfrage Elsässers, ob Pohrt im Rahmen eines »Pro und Contra«-Formats eine Kritik an Sarrazins Buch »Deutschland schafft sich ab« schreiben würde, lehnte er dankend ab, nachdem er »den Dreck« gelesen hatte: »So tolerant bin ich nicht. Ich diskutiere nicht für und wider den Rassismus. Oder für und wider die Eugenik.«

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