Wenn die Statue von Amy Winehouse beklebt wird

Arme Amy

Die in London stehende Statue der verstorbenen Sängerin Amy Winehouse wurde von Antisemiten geschändet – der Davidstern an ihrer Kette wurde mit einem Palästina-Sticker überklebt.
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Es ist Montag, 14 Uhr, und damit anderthalb Stunden her, dass der britische Journalist Etan Smallman, der unter anderem für den Guardian, die New York Times und die Financial Times schreibt, ein von ihm ­selber aufgenommenes Foto bei X postete. Es zeigt die in London stehende Statue der verstorbenen Sängerin Amy Winehouse, der Davidstern an ihrer Kette wurde mit einem Palästina-Sticker überklebt.

Nach einer Stunde findet sich jemand, der ­erklärt, dass es überhaupt keinen Antisemitismus gebe, weil die Palästinenser schließlich selber Semiten seien, und zwar »zu 99 Prozent verglichen mit den europäischen weißen Zionisten in Israel, die meist gar keine Juden sind«.

Smallman kommentierte das Bild so: »London 2024. Wo ein Davidstern nicht gezeigt werden kann (selbst auf der Statue einer toten Sängerin nicht), ohne von einer palästinensischen Flagge überdeckt zu werden.« Was er nicht erwähnte, vermutlich weil seine Leser das wissen, ist: Die Statue ist le­diglich 175 Zentimeter groß, entsprechend klein ist der Davidstern-Anhänger.

Dafür, dass der Post am Montagnachmittag über 186.000 mal gesehen wurde, wurde er relativ wenig geteilt oder mit einem Like versehen. Noch interessanter ist es aber, sich die Antworten auf das Posting anzusehen. Eine der ersten stammt von Chester Wu, dessen Profilbild ein Plakat mit der Aufschrift »Fuck Israel« zeigt.

»Interessiert niemanden, du bist nicht das Opfer«, lautet seine Antwort. Etwas später beschwert sich derselbe User, dass Smallman ihn geblockt habe, »man weiß ja, wie diese Feiglinge sind (…) Sie leben in einer wahnhaften Echokammer.«

Amy Winehouse

»London 2024. Wo ein Davidstern nicht gezeigt werden kann (selbst auf der Statue einer toten Sängerin nicht), ohne von einer palästinensischen Flagge überdeckt zu werden.«

Bild:
x.com

Es sei bloß ein Sticker, findet ein weiterer User, »auf der Statue einer Sängerin, die gestorben ist, weil sie viel zu viele Drogen nahm«. Nach rund einer Stunde findet sich dann auch jemand, der ­erklärt, dass es überhaupt keinen Antisemitismus gebe, weil die Palästinenser schließlich selber Semiten seien, und zwar »zu 99 Prozent verglichen mit den europäischen weißen Zionisten in Israel, die meist gar keine Juden sind«. Zionismus sei Faschismus, antwortet prompt jemand.

Ein anderer schreibt, Amy Winehouse stehe gerüchteweise auch auf der sogenannten Epstein-Liste, aber darauf steigt niemand ein, vermutlich, weil alle unterwegs sind, den Davidstern neu zu überkleben – jemand hatte nämlich zwischenzeitlich ein aktuelles Foto gepostet, auf dem der Sticker schon entfernt worden war.

Es ist sehr viel Elend.