Freitag, 24.04.2020 / 21:27 Uhr

Auch in Damaskus wird Assad immer weniger gemocht

Von
Thomas von der Osten-Sacken

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(Bildquelle: Kreml)

 

Um Bashar al Assads Popularität stand es seit Jahren nicht besonders gut, und wäre ihm der Iran nicht 2012 massiv zur Seite gesprungen, es wäre wohl schon damals sein Ende gewesen.

Aber auch Teheran vermochte, selbst mit Milliarden von Dollar und der Mobilisierung von Milzen wie der Hisbollah, den syrischen Staatschef nicht vor dem Ende bewahren, das erneut im Herbst 2015 nahe schien.

Damals wendete sich der Chef der Al-Quds-Brigaden, Quasim Sulaimani, hilfesuchend an Russland, dass den Ernst der Lage verstand und seine Luftwaffe entsendete. Andere russische Hilfe in den Jahren zuvor hatte nicht ausgereicht. Erst damals kam es zum Turning Point im syrischen Bürgerkrieg.

Nut hat Assad seitdem in seinem Land de facto auch nicht mehr viel zu melden: Wenn es um das Schicksal Syriens geht, entscheiden längst seine Verbündeten aus Moskau und Teheran. Und schon seit längerem scheint man in Moskau mit der Regierung in Damaskus nicht besonders glücklich zu sein. Der Einsatz dort verschlingt Unsummen, und wie es in Syrien mit Assad an der Macht weiter gehen soll, weiß niemand im Kreml so richtig.

Das Land ist völlig heruntergewirtschaftet, seit langem bankrott, die Bevölkerung verarmt und völlig perspektivlos.

Für das Regime wenig ermutigend

Die Lage war schon vor Corona hoffnungslos, nun gehen auch Russland und dem Iran bei ins Bodenlose gestürzten Ölpreisen die letzten Gelder aus, während sich die Situation in Syrien nur weiter verschlimmert. Da helfen auch keine Durchhalteparolen mehr.

Wie schlecht es um Assad in Wirklichkeit bestellt ist, versucht die Propaganda in Damaskus so gut es irgend geht zu verheimlichen, denn nur wenig dringt aus den von ihm kontrollierten Gebieten an die Öffentlichkeit. Schlecht allerdings kann die syrische Regierung die Tätigkeit eines halbstaatlichen russischen Meinungsforschungsinstituts untersagen, das im April eine Umfrage unter 1.000 Damaszenern durchführen ließ und ganz sicher nicht im Sinn hatte, damit die Legitimität des Präsidenten in Frage zu stellen.

Die Ergebnisse waren allerdings nicht gerade ermutigend für das Regime, denn 41,3 % äußerten dezidiert eine negative Meinung über Assad und nur 31,4 % der Befragten fanden lobende Worte für ihn. Dabei ist anzunehmen, dass, angesichts der Gefahr, die in Syrien jedem droht, der sich abfällig oder kritisch über das Regime äußert, viele noch sehr vorsichtig geantwortet haben dürften, schließlich kann der allgegenwärtige Geheimdienst immer und überall mithören.

Aber auch in Russland wächst der Unmut über den Verbündeten. So veröffentlichte erst jüngst der ehemalige Botschafter in Syrien, Alexander Aksienionok, in der Kreml nahen Zeitung Kommersat einen vernichteten Artikel über die Unfähigkeit des syrischen Regimes seine Probleme in den Griff zu bekommen. Zuvor waren ähnliche Beiträge in der staatlichen Nachrichtenagentur RIA FAN erschienen, dann aber wieder aus dem Netz genommen worden.