Dienstag, 09.11.2021 / 17:43 Uhr

Sudan: Die Bevölkerung lässt sich nicht einschüchtern

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Für die Zeit berichtet Andrea Böhm aus Khartum:

Sudans Armee hat, so scheint es an jenem 25. Oktober, den "ägyptischen Weg" eingeschlagen und den Grabdeckel auf die Demokratisierung gelegt. Burhan und Ägyptens Präsident und Ex-Armeechef Abdel Fattah al-Sissi sind enge Vertraute. Das Letzte, was Al-Sissi in seinem "Hinterhof" will, ist ein demokratischer Sudan. Beide genießen zudem die Unterstützung Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate. Auch in deren Weltbild kommen freie Wahlen, Schutz der Bürgerrechte und transparentes Regieren nicht vor.

General Burhan hat allerdings ein Problem: Sudans Protestbewegung ist größer, geschlossener und organisierter, als es die ägyptische je war.

Der Putsch hat kaum begonnen, da machen Studenten, Lehrer, Ärztinnen, Anwälte, Händlerinnen, Taxifahrer mobil. "Macht und Wohlstand gehören dem Volk, nicht einem putschenden Militär", postet die "Sudanese Professionals Association" (SPA), ein Dachverband von 17 Gewerkschaften, auf Facebook. Nachbarschaftskomitees errichten Barrikaden. Verhaftete Aktivistinnen und Aktivisten werden umgehend durch andere ersetzt. Als die Militärs Internet und Mobilfunkleitungen kappen, kommunizieren die verschiedenen Widerstandsgruppen mit kleinen Handzetteln. Zu einem "Marsch der Millionen" am Samstag nach dem Militärcoup versammeln sich Hunderttausende auf den Straßen. Nicht nur in Khartum, auch in Omdurman, Al-Obeid, Port Sudan und anderen Städten. Da sind Hamdok und seine Frau bereits wieder daheim und unter Hausarrest. Der Premierminister hatte sich in den Tagen zuvor geweigert, die Machtübernahme der Generale abzusegnen. Draußen skandieren die Menschen: "Hamdok, wir holen dich zurück", "Nein zur Militärherrschaft" und: "Das Volk ist stärker".