Sonntag, 21.11.2021 / 14:14 Uhr

Warum Israel den Iran bald angreifen könnte

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Aus dem Netz

Während die USA mit einem Schwellenland Iran, das die Möglichkeit zum Bau einer Atombombe hat, leben könnten, kann der jüdische Staat sich dies nicht leisten.

 

Aus dem Artikel Why Israel may soon attack Iran, der in der Times of Israel erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber, Mena-Watch):

Im Vorfeld der Gespräche über die Wiederbelebung des als Atomdeal bekannten Gemeinsamen Umfassenden Aktionsplans (JCPOA) von 2015 haben die Vereinigten Staaten und Israel ihre Entschlossenheit bekräftigt, den Iran an der Herstellung von Atomwaffen zu hindern.

Beide Länder haben erklärt, einen diplomatischen Weg zu bevorzugen, um dieses Ziel zu erreichen. Doch hier endet die Symmetrie. Während die USA mit einem Iran leben können, der die Fähigkeit hat, eine Bombe zu bauen, dies aber aktuell nicht tut, kann Israel dies nicht.

Diese Diskrepanz wurde kürzlich auf einer Pressekonferenz mit Außenminister Anthony Blinken und seinen israelischen und emiratischen Amtskollegen deutlich. Dort bekräftige bekräftigte, dass seine Regierung seit langem darauf bestehe, dass „es dem Iran nicht gestattet werden kann, eine Atomwaffe zu erwerben“.

Im Gegensatz dazu warnte der israelische Außenminister Yair Lapid, dass „der Iran zu einem nuklearen Schwellenland wird“, während die Israelis „nicht die Absicht haben, dies zuzulassen“.

Was ist der Unterschied zwischen einem Iran, der schnell eine Bombe bauen könnte, und einem Iran, der bereits eine Bombe besitzt? Warum würde Amerika ein nukleares Schwellenland Iran stillschweigend akzeptieren, während Israel das als strategische – und potenziell existenzielle – Bedrohung betrachten würde?

Der Begriff „Schwellenwert“ beschreibt ein Atomprogramm, das über alle Komponenten verfügt, die für den raschen Bau einer Bombe erforderlich sind.

Die Anreicherung von Uran auf den für die Waffenherstellung erforderlichen Wert von 90% dauert bis zu zwei Jahre. Mit der aktuell erfolgenden Anreicherung von Uran auf 60% hat der Iran jedoch den langwierigsten Abschnitt des Prozesses abgeschlossen und installiert nun Zentrifugen, die vier- oder sogar sechsmal schneller anreichern können als die derzeitige Rate.

Sobald der Iran beschließt, den „Outbreak“ vorzunehmen und ein Atomwaffenarsenal aufzubauen, kann er dies innerhalb von Wochen oder sogar Tagen tun – und damit lange bevor die internationale Gemeinschaft reagieren kann.

Und der Iran wird unweigerlich „Outbreak“ vornehmen. Mehrere Länder verfügen über „japanähnliche Fähigkeiten“, eine Anspielung auf Japans eigenes Nuklearprogramm, dass sich am Rande des „Schwellenwerts“ befindet.

Aber Japan ist nicht der Iran – Japan ist kein Land, das von den weltweit größten staatlichen Terrorunterstützern regiert wird; es ist kein Land, das daran arbeitet, prowestliche Regierungen zu stürzen, und das immer und immer wieder verkündet, Israel von der Landkarte tilgen zu wollen.

Die Fähigkeit, eine Bombe zu bauen, egal wie schnell, wird den iranischen Machthabern nicht ausreichen. Sie haben gesehen, was mit Saddam Hussein im Irak und Muammar Gaddafi in Libyen geschah, die beide ihre nuklearen Ambitionen aufgaben und getötet wurden, und was Kim Jung-un nicht passierte, der seine Bombe behielt und so geradezu unantastbar wurde. (…)

Doch der Iran muss nicht einmal im Besitz der Bombe sein, um Israel irreparablen Schaden zuzufügen. Die Schwellenkapazität bietet den vom Iran unterstützten Terroristen einen nuklearen Schutzschirm, der sie vor Vergeltungsmaßnahmen schützen kann. Die Möglichkeit vor einem iranischen „Outbreaks“ wird Israel bei Raketenangriffen der Hisbollah oder der Hamas wird Israel behindern, wodurch die Verteidigung des Landes erheblich schwieriger werden wird.

Diese Befürchtungen sind in den USA, die weit vom Iran entfernt liegen und nicht von der Zerstörung ihres Landes bedroht sind, sehr viel weniger ausgeprägt (…)

Aus diesem Grund kann sich die Biden-Regierung verpflichten, den Iran am Erwerb von Atomwaffen zu hindern, nicht aber, den Iran an der Fähigkeit zu deren Herstellung zu hindern. Aus diesem Grund verspricht Präsident Biden, „andere Optionen“ in Erwägung zu ziehen, sollte der Iran nicht an den Verhandlungstisch zurückkehren, ohne jedoch die Warnungen von Präsident Obama zu wiederholen, wonach „alle Optionen [einschließlich eines Militärschlags] auf dem Tisch liege.“

Israel hingegen betrachtet diese Politik mit großer Skepsis: Der Iran als Schwellenland wird andere Staaten des Nahen Ostens dazu veranlassen, zu versuchen, die gleichen Fähigkeiten zu erlangen, was zu einer höchst instabilen Region führen wird, die an der Schwelle zur allgemeinen Nuklearwaffenproduktion steht.

Neben mit seinen fortlaufenden Bemühungen um die Herstellung eines transportablen Sprengkopfes – die durch das vom israelischen Mossad aus Teheran entwendete Atomarchiv ausführlich dokumentiert werden – hat der Iran interkontinentale ballistische Raketen entwickelt, die bereits Mitteleuropa treffen können und schließlich die nordamerikanische Küste erreichen werden.

Dadurch würde zwar die globale Sicherheitsarchitketur unterminiert werden, doch für Israel ist der Zeitplan weitaus kürzer als für den Rest der Welt.

Obwohl Israels militärischen Fähigkeiten nicht mit denen Amerikas mithalten können, verfügen es doch über die Mittel, sich zu verteidigen. Und obwohl Israel keine Erwartungen an ein militärisches Eingreifen der USA hat, vertraut es darauf, dass die Vereinigten Staaten die notwendige logistische, diplomatische und rechtliche Unterstützung gewähren und all ihren Verbündeten im Nahen Osten zur Seite stehen werden.

Dies wird nicht nur den nuklearen Ambitionen des Irans einen entscheidenden Schlag versetzen, sondern auch das regionale Ansehen Amerikas wiederherstellen.

Bei der anstehenden Wiederaufnahme der Nukleargespräche wird Israel genau darauf achten, ob der Iran die Verhandlungen nutzt, um sein Streben zu verschleiern, ein Land an der Schwelle zur Nuklearmacht zu werden.

Sollte letzteres der Fall sein, wird Israel ungeachtet der internationalen Gegenreaktion zum Handeln gezwungen sein. Yair Lapid erinnerte daran, dass sowohl er als auch US-Außenminister Blinken Nachfahren von Holocaust-Überlebenden sind, und er betonte die Notwendigkeit, dass sich die Nationen gegen das Böse schützen müssen, insbesondere gegen einen Iran, der geschworen hat, den jüdischen Staat zu zerstören.

„Israel behält sich das Recht vor, zu jedem Zeitpunkt und auf jede Weise zu handeln“, erklärte Gantz. Amerika und die Welt sollten zuhören.